Pröll und Häupl fordern auf: „Huck di zuwa“
Leidet die Geselligkeit sogar schon beim Heurigen, weil die Menschen weniger als früher miteinander kommunizieren? Weil sie Distanz statt Nähe suchen oder sich auf ihr Smartphone konzentrieren? Heurigenwirte beobachten diesen Trend seit einiger Zeit. Jetzt wollen Winzer im Traisental gegensteuern. Ihre Aktion „Huck di zuwa“ soll die Geselligkeit fördern. Sie haben sich dafür prominente Unterstützer gesucht: die Alt-Landeshauptleute und Heurigengeher Erwin Pröll und Michael Häupl. Die beiden machten bei der Präsentation am Dienstag im Winzerhof Erber in Oberwölbling, Bezirk St. Pölten, als Paten der Aktion vor zahlreichen Journalisten Stimmung für Geselligkeit.
Dazusetzen
Walter Pernikl, Obmann von Weinstraße und Tourismus Traisental-Donau, hat mit seinem Team eine Möglichkeit gesucht, dem Trend auf humorvolle Weise entgegenzusteuern. Entstanden ist ein Tischaufsteller, der mit der Aufschrift „Huck di zuwa“ neu eintreffende Gäste auffordert, keinen neuen Tisch zu wählen, sondern sich zu denen zu setzen, die bereits da sind. Etwa 25 der 160 Weinbaubetriebe in der jungen Weinbauregion Traisental haben sich bereits entschlossen, an der Aktion teilzunehmen. Viele von ihnen waren bei der Präsentation anwesend.
„Der Heurige ist ein Ort der Geselligkeit“, sagte Pröll. Heutzutage sehe man beim Heurigen aber immer öfter Menschen alleine oder schweigend an Tischen sitzen, meint er. „Da geht etwas verloren“, daran müsse man arbeiten, meinte der Altlandeshauptmann.
Sein Kollege Häupl betonte, es geht beim Heurigen „nicht ums Saufen“, sondern um das Hinsetzen und Miteinanderreden. „Beim einen oder anderen Spritzer geht das natürlich leichter“, sagte der ehemalige Wiener Bürgermeister. Viele gute Ideen seien beim Weintrinken geboren worden: „Da sind wir noch gescheiter als vorher, das ist schon etwas wert“, sagte Häupl und lachte. „Gerade die Gäste suchen auch den Kontakt zu Einheimischen, so können Freundschaften für viele Jahre entstehen“, meinte Pernikl.
Handys
Landesweinbaupräsident Franz Backknecht lobte die Initiative der Traisentaler Winzer: „Das ist eine großartige Sache.“ Die Entwicklung, die Auslöser für die Aktion ist, beobachten Heurigenwirte auch in anderen Regionen: „Bevor bei uns der neue Handysender aufgestellt und dadurch der Empfang besser wurde, haben sich die Gäste im Lokal mehr mit einander beschäftigt“, erzählt etwa Ernst Schneider, Heurigen in Gobelsburg im Weinbaugebiet Kamptal betreibt. Viele Gäste seien weniger gesellig als früher. Das erlebt auch Heurigenwirt Lois Pomaßl in Weißenkirchen in der Wachau: „Es ist unterschiedlich. Aber einzelne Gäste könnten mit einer Flasche Wein daheim bleiben, da hätten sie genauso viel davon.“
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