Madrid: Lockdown unter Protest

Madrid: Lockdown unter Protest
Bars zu, Verkehr beschränkt, Schüler zu Hause: Die Hauptstadt fügt sich nach endlosem Polit-Hickhack.

Spanien. Am Donnerstag strich Madrids Regionalpräsidentin Isabel Díaz Ayuso die Segel. „Madrid ist nicht im Aufstand, wir werden alle Anweisungen befolgen“, teilte die Konservative ihrem Regionalparlament mit – nicht allerdings, ohne doch noch eine Drohung daran zu knüpfen: „Wir werden vor Gericht gehen.“

Bis dahin aber steht es wieder einmal eins zu null im endlosen politischen Match zwischen Spaniens sozialistischer Regierung und vielen Regionen. Nicht nur die regierenden Separatisten in Barcelona, die ohnehin auf eine neue Abstimmung über die Unabhängigkeit von Spanien abzielen, gehen gerne auf Kollisionskurs mit der Zentralregierung.

Zehn Mal so viel Fälle wie in Berlin

Die Corona-Krise bietet dafür ständig Anlässe. Spanien ist wie schon im Frühjahr mit seinen Fallzahlen trauriger Spitzenreiter in Europa: Mit Abstand am stärksten betroffen sind die Hauptstadt und die endlosen Satellitenstädte, die sie umgeben. Durchschnittlich 400 Neuinfektionen je 100.000 Einwohner pro Woche, zehn Mal so viel wie in Berlin, vier Mal so viel in Wien. Ein Fünftel aller Corona-Tests in Madrid fällt positiv aus und die Betten auf Intensivstationen sind zu 41,8 Prozent mit Corona-Patienten belegt.

Die Zahlen also liefern ausreichend Gründe, um einen Großteil der Hauptstadt und ein Dutzend Satellitenstädte unter Lockdown zu stellen.

Nur einzelne Klassen

Wirklich dichtgemacht wie im Frühjahr wird nicht mehr. So sind in den Schulen nur einzelne Klassen geschlossen, wenn dort ein Corona-Fall aufgetreten ist.

Madrid: Lockdown unter Protest

Kinderspielplätze bleiben vorerst geöffnet. Die Maßnahmen für Restaurants und Bars ähneln jenen in Österreich: Vorverlegte Sperrstunde um 23 Uhr, Maskenpflicht beim Betreten und Verlassen des Lokals und kein Barbetrieb.

Feiern auch in der Wohnung beschränkt

Die Bewohner der betroffenen Stadtviertel sollen diese möglichst nicht verlassen, auch wenn es dafür zahllose Ausnahmen gibt, etwa für den Weg in die Arbeit. Treffen werden auf sechs Personen beschränkt, das gilt – anders als in Österreich – auch verpflichtend für private Wohnungen.

Wochenlang ging der Streit über diese Maßnahmen zwischen der Hauptstadt und der Regierung hin und her. Die Madrider Politik teilte mit, dass die spanischen Gesundheitsbehörden „keine Vorschriften zu erteilen haben“. Erst die Drohung der Zentralregierung, dass die Bundespolizei die Maßnahmen in Madrid durchsetzen und überwachen werde, ließ die Stadtregierung einlenken.

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