Bis ins 19. Jahrhundert war Lahaina Hauptstadt des Königreichs Hawaii. Damals wusste kaum jemand von der Existenz der paradiesischen Insel, und einige Häuser aus jener Zeit, bevor christliche Missionare die Inselgruppe veränderten, konnten davon erzählen.
Seit Donnerstag gibt es diese Häuser nicht mehr, ebenso wie große Teile der Stadt. „Wir wissen nicht, wie viele Tote wir noch finden werden“, sagte John Pelletier, Polizeichef der Insel Maui, auf der die Tourismushochburg Lahaina liegt. 55 Tote wurden bereits geborgen. Knapp 13.000 Einwohner zählt die Stadt, viele gelten nach wie vor als vermisst, weil sie nicht erreichbar sind – am Freitag gab es nach wie vor keinen Handyempfang. Die Kulisse ist jedenfalls apokalyptisch: Auf der Straße seien verbrannte Leichen in Autos zu sehen, berichteten Augenzeugen der New York Times. „Es sieht aus, als wäre eine Bombe explodiert“, sagte Josh Green, der Gouverneur von Hawaii.
Das Feuer, das die Stadt in Schutt und Asche legte, hatte sich bereits seit Dienstag ausgebreitet. Die Bezirksbehörden von Maui hatten da aber via Facebook mitgeteilt, man habe die Brände „zu hundert Prozent unter Kontrolle“, es gab lediglich die Warnung, sich von ein paar Straßenblocks fernzuhalten. Evakuierungsanordnungen gab es erst, als die Brände Lahaina schon massiv erfasst hatten, und auch da erreichten die Nachrichten viele Bewohner nicht – ob aus technischem oder menschlichem Versagen, ist unklar. Auch Sirenen hörten viele Bewohner nie. Feuerwehrchef Bradford Ventura sagte am Donnerstag, es sei „nahezu unmöglich“ gewesen, zeitgerecht auf die Entwicklungen zu reagieren.
Gegenüber US-Medien schildern Bewohner der Kleinstadt darum, wie sie einander halfen, sich gegenseitig warnten und aus den Häusern holten. Auf Twitter dokumentierte ein User, wie er sich wegen des Mobilfunkausfalls via Notruf-SMS einen Weg durch die Flammen zeigen ließ – die lebensrettende Funktion, bei der SMS per Satellit an Rettungsorganisationen verschickt werden, haben jedoch nur ganz neue Handys.
Laut Gouverneur Green könnte das Feuer „die schlimmste Katastrophe in der Geschichte Hawaiis“ sein. Bisher blieb die Inselgruppe trotz ihrer exponierten Lage im Pazifik weitgehend von Naturkatastrophen verschont. 1960 forderte ein Tsunami 61 Tote, 2018 vernichtete der Ausbruch des Vulkans Kilauea 700 Häuser, getötet wurde niemand. Waldbrände gibt es jedes Jahr, so trocken wie heuer waren die Böden aber noch nie – und auch die massiven Winde mit mehr als 130 Stundenkilometern waren höchst ungewöhnlich. „Der Klimawandel ist hier, und er wirkt sich auf die Inseln aus“, sagte Green darum.
Die Feuer selbst sind unterdessen noch nicht eingedämmt. Alle vier Brandherde hätten nach wie vor Potenzial, „sich sehr rasch auszubreiten“, heißt es.
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