Buchhandelspräsident Föger: „Amazon war ein Verlierer der Krise“
Der Buchhandel hatte in den letzten Jahren nicht viel zu jubeln. Und dann kam Corona. Warum man mit einem blauen Auge davongekommen sein könnte, erklärt Benedikt Föger, Leiter des Czernin Verlags und seit 2014 Präsident des Hauptverbands des Österreichischen Buchhandels.
KURIER: Während der Ausgangsbeschränkungen aufgrund der Corona-Epidemie müsste man eigentlich sehr viel Zeit zum Lesen gehabt haben. Konnte der Buchhandel davon profitieren?
Benedikt Föger: Am Absatz kann man das leider nicht festmachen. Es waren ja auch die Buchhandlungen geschlossen. Die Händler haben sich irrsinnig gut auf die neue Situation eingestellt und das Online-Geschäft forciert. Trotzdem gab es dramatische Rückgänge. Nach dem Lockdown sank der Umsatz um 80 Prozent. Mit dem Wiedereröffnen der Geschäfte ist er wieder gestiegen – auf etwa 50 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Im ersten Halbjahr 2020 haben wir insgesamt ein Minus von etwa 12,5 Prozent.
Im Vergleich mit anderen Branchen ist der Buchhandel aber zumindest glimpflich davongekommen.
Ja, die Situation ist nicht ganz so dramatisch, aber man muss mitbedenken, wie sehr der Buchhandel in den letzten Jahren unter Druck war. Angesichts steigender Mieten und Personalkosten bräuchte er ein Wachstum, um überleben zu können. Aber der Umsatz stagnierte mehr oder weniger. Die Buchhändler mussten ihre Rücklagen aufbrauchen, haben nun keine Reserven mehr. Das Minus im Frühjahr ist daher kaum zu verkraften.
Die Epidemie ist – Glück im Unglück – nicht schon in der Adventszeit ausgebrochen. Denn in den Wochen vor Weihnachten macht der Buchhandel etwa ein Viertel seines Jahresgeschäfts …
Ja, das wäre wahrscheinlich tödlich gewesen. Aber auch das Frühjahr mit dem Ostergeschäft ist wichtig. Was hinzukommt: Es gab keine Veranstaltungen, daher auch keine Buchpräsentationen und keine Lesungen. Das war für die Autorinnen und Autoren tragisch. Die Medien brachten zwar Rezensionen über die Neuerscheinungen, aber diese hatten kaum Auswirkungen auf den Verkauf.
Vielleicht löste Corona eine generelle Kulturmüdigkeit aus? Viele schienen geradezu erleichtert, nicht andauernd ins Theater oder Konzert rennen zu müssen.
Naja, Sie machen das beruflich. Mir tat es sehr leid, dass es keine Veranstaltungen gab. Aber ja: Ich konnte viel mehr Zeit mit meiner Familie verbringen. Auch deshalb, weil es keine Reisen und keine Treffen des europäischen Verlegerverbandes gab.
Und es gab keine Leipziger Buchmesse.
Das war sehr bitter. Denn wir hatten auf sie hingearbeitet. Und es fielen hohe Kosten an. Weil die AUA damals noch regulär flog, konnten wir die Flüge nicht stornieren. Und wir mussten 90 Prozent der Hotelkosten bezahlen.
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