Beim Einkaufsbummel fürs Kaffeehaus testen lassen
Martin Heinz legt im zweiten Stock des Innsbrucker Kaufhaus Tyrol einen kurzen Zwischenstopp ein. „Weil es sich gerade anbietet, wenn man hier vorbeiläuft“, erklärt der deutsche Student seine Motivation, sich beim privaten Anbieter Kiweno schnell testen zu lassen.
Voranmeldung braucht es keine. Das Angebot ist kostenlos. Das Unternehmen rechnet direkt mit dem Land Tirol ab. An Spitzentagen werden hier über 1.000 Menschen durchgeschleust. Das System ist äußerst effizient.
Je fünf Tische werden von einem Mitarbeiter betreut, der die Abstriche durchführt. Die Kunden füllen ein Formular aus und bekommen einen Stempel darauf, wenn der Antigen-Test negativ ist. Der Zettel wird damit zum offiziellen Attest von „Tirol testet“.
„Ich fahre heim nach Südtirol und finde das sehr praktisch“, sagt Franziska Kollmann, die in Innsbruck studiert und für Heimatbesuche jenseits der Grenze einen negativen Test benötigt. Und sich diesen hier abgeholt hat.
„Wir haben gesehen, dass es einen Bedarf gibt und haben nach einem Anbieter gesucht“, sagt Center-Manager Sebastian Schneemann. Bis Ostern waren es unter anderem viele Skifahrer, die für ihren Freizeitspaß einen Testnachweis benötigten und dieses Angebot nutzten.
Je nach Öffnungsschritten könnten es vielleicht bald Besucher von Lokalen sein, die es dann zu schätzen wissen, sich hier im Vorbeigehen testen zu lassen.
Leerstand gefüllt
Es ist eine Ironie der Pandemiegeschichte, dass das Testlokal eine Lücke auf einer Verkaufsfläche gefüllt hat, die eine coronabedingte Insolvenz gerissen hat. Ein Beispiel dafür, dass jede Krise auch neue Chancen bietet? „Wenn ein Konzept wegfällt, entsteht ein neues“, sagt Schneemann dazu.
„Es hat in der Stadt noch nicht viel Angebot gegeben“, erklärt Kiweno-Geschäftsführer Robert Fuschlberger, warum man auf den Zug aufgesprungen ist. Dass, die auch in Diskussion stehenden Zutrittstests für den Handel, ihn künftig von seinen Kunden abschneiden könnten, glaubt er nicht. „Ich gehe davon aus, dass das nur für die Geschäftsflächen selbst, aber nicht für das Betreten des Einkaufszentrums gilt.“
Das Angebot an solch niederschwelligen Testeinrichtungen von privaten Betreibern wächst. Die Wirtschaftskammer bietet in Kooperation mit einer Apotheke ebenfalls Tests ohne Voranmeldung an.
Direkt gegenüber vom Kaufhaus Tyrol hat kurz nach Ostern ein weiterer Anbieter in der Maria-Theresien-Straße, Innsbrucks zentraler Einkaufsmeile, in einem leer stehenden Geschäftslokal geöffnet.
Weitere Betreiber dürften folgen. „Ich habe das vorangetrieben, wollte aber nicht, dass mitten in der Stadt ein Zelt aufgestellt wird“, sagt Innsbrucks VP-Gesundheitsstadtrat Johannes Anzengruber. Er habe daher vermittelt, wenn Anbieter auf der Suche nach freien Flächen waren. „Wenn es Öffnungsschritte gibt, sind wir genial vorbereitet“, ist Anzengruber überzeugt.
Innsbruck ist nicht allein. In der Nachbarstadt Hall gibt es inzwischen ebenfalls bereits fünf Testlokale, die kostenlos und ohne Voranmeldung Abstriche durchführen. Bald vielleicht für den nächsten Kaffeehausbesuch.
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