VW California: Zimmer, Küche, Kabinett – und 150 PS
Was braucht ein glückliches Leben? Nun ist es nicht so, dass es eine universell geltende Glücksformel gibt. Doch so diffus und ungreifbar das Glück auch sein mag, ein Faktor ist laut zahllosen Studien dafür grundlegend: die Pflege zwischenmenschlicher Beziehungen. Was hat das mit einem Bus zu tun? In einem Bus sitzt man nie alleine. In einem öffentlichen sowieso nie und in einem Pkw-Bus auch sehr selten. Das wäre so, als würde man ein Tandemfahrrad alleine fahren.
In guter Gesellschaft
Volkswagen hat den Bus in Europa populär gemacht. 1950 lief der erste Bulli, der T1, damals noch vom Band in Wolfsburg. In den vergangenen 73 Jahren sind es weltweit gut zwölf Millionen geworden – in zahlreichen Varianten. Unter anderem als Camping-Ikone California, die mittlerweile im T6.1 beheimatet ist. Wir durften ihn als Beach Edition testen. Das bedeutet im Groben: Dachzelt, Liegefläche im Fond, Tischchen zum Ausziehen, Markise, Standheizung, zwei Campingsessel. In anderen Ausstattungen ist auch noch eine Mini-Küche eingebaut und damit eigentlich alles, was man zum einfachen Leben braucht.
Im Überleber
Das Dachzelt ist ruckzuck aufgebaut: die Schnallen lösen, hinaufdrücken, fertig. Von den Vordersitzen aus schwingt man sich hinauf auf die Liegefläche, auf der bis zu drei Menschen (wenn zwei davon noch klein sind) lesen, rasten, schauen und nicht nur von der weiten Welt träumen, sondern sie tatsächlich erleben könnten. Im Konjunktiv. Denn alleine diese implizite Freiheit trägt neben der gesellschaftlichen Komponente dazu bei, dass im California öfter die Sonne scheint als sonst wo. Man liegt auf der Taschenkern-Auflage mit Komfortmatratze und blickt in die Gegend. Nicht nur die Kinder lieben diese Geborgenheit.
Ebenso zum Wohlbefinden beitragend ist: das Alter spielt keine Rolle – solange man ins Dachzelt kraxeln kann. Man schwimmt in einem VW California prinzipiell oben auf der Welle, im Alter von sieben Jahren genauso wie im Alter von 85 Jahren. Busfahren ist eine Lebenseinstellung.
Schwergewicht
Zum Fahrgefühl ist recht wenig zu sagen: Typisch bussig sitzt man hoch über allen anderen, der T6.1 liegt satt auf der Straße, was von dem hohen Eigengewicht von 2.460 Kilogramm kommt. 620 Kilogramm können noch zugeladen werden. 110 kW (150 PS) leistet der Dieselmotor. Das erwies sich als ausreichend motorisiert. Viel weniger sollte es nicht sein – vor allem, wenn man viele Mitfahrende hat. Der Frontantrieb hat für unsere Zwecke gereicht.
Was man leider nicht weichzeichnen kann, sind die CO2-Emissionen: 206 Gramm werden pro Kilometer ausgestoßen. Für alle, die auf einen Elektrobus umsteigen wollen: Auch der vollelektrische ID.Buzz soll als California kommen.
Unser Testmodell kostet mit opulenter Zusatzausstattung 105.494 Euro, ab 75.000 ist man in der Basisvariante Beach Camper dabei. Da soll noch einer sagen, dass man Glück nicht kaufen kann.
„Die wirklich guten Campingplätze muss man zwei Jahre im Voraus buchen, wenn man in den Ferien einen Platz haben möchte“, erklärt mir eine langjährige Camperin auf dem Miniponyhof Wild in der Steiermark, wo man auch campen kann. So verschärft habe sich die Situation seit Corona. Die Beobachtung stimmt, denn die Zahlen sind enorm in die Höhe geschnellt: beinah acht Millionen Nächtigungen wurden 2022 auf Österreichs Campingplätzen verzeichnet. Ein neuer Rekord. Aktuell sind in Österreich 83.083 Freizeitfahrzeuge zugelassen.
Neben dem Camper von VW, dem T6.1 California, bietet auch Mercedes einen solchen mit Dachzelt an. Dort heißt er Marco Polo und kostet ebenso ab rund 80.000 Euro. Auch Ford bietet einen Campervan an: den Transit Custom Nugget – auch dieser spielt in diesem Preissegment mit. Im Herbst kommt ein neues Modell, auf das man sehr gespannt sein kann. Den "Alten" kann man nicht mehr bestellen.
Man kann sich jedoch – wenn man das Dachzelt nicht immer mittragen möchte – auch ein Dachzelt kaufen und es montieren. Dafür sollte man 5.000 Euro einplanen.
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