Wo die Wurzeln der Bullis liegen - vom T1 bis zum ID.Buzz

Ein Arbeiter in Arbeitskleidung steht neben einem gelben VW ID. Buzz in einer Fabrikhalle.
Seit den 1950ern wird in Hannover der Bulli zusammengeschraubt. Der T1 von Menschen-, der ID.Buzz heute großteils von Roboterhand.

In Hannover ist die Bulli-Liebe wohl größer als an irgendeinem anderen Ort der Welt. Wer heiratet und in einem besonderen Auto vom Standesamt abgeholt werden will, bucht einen Bulli. Wer für ein Event einen Burger-Bulli sucht, wird ihn hier finden. „Hier wächst man damit ganz selbstverständlich auf“, sagt Miriam Walz, die neue Markenleiterin von Volkswagen Nutzfahrzeuge (VWN) in Österreich – selbst gebürtige Hannoveranerin.

Drei VW-Busse unterschiedlichen Alters und Designs stehen nebeneinander in einer Halle.

Wo die Wurzeln der Bullis liegen - vom T1 bis zum ID.Buzz

Der Grund dafür geht ins Jahr 1955 zurück. Damals wurde erste Stein des VWN-Werks in Hannover gelegt. Zwölf Monate später liefen die ersten Bullis vom Band. Seither ist der VW-Bus Teil der Mentalität, VW ein Teil des Stadtbildes.

Auf 1,1 Millionen m2 (das sind ca. 152 Fußballfelder) passiert die Magie: Aus einer Stahlrolle, die groß wie ein Mensch ist, entsteht Schritt für Schritt ein VW-Bus. Seit Sommer 2022 konkret die Modelle T6.1, T7 und der elektrische ID.Buzz. 750 werden davon im Mix hier täglich produziert. Ein Exemplar ist in vier bis sieben Tagen fertig.

Mensch und Maschine

Ein Arbeiter in einer Fabrik, wo eine Karosserie eines VW-Transporters von Robotern bearbeitet wird.

Das VWN-Werk gleicht einem Dorf: Die Mitarbeitenden fahren mit Rädern (3.000 gibt es) durch die langen Gänge, es gibt eine eigene Fahrradwerkstatt, eine eigene Rettungseinheit, Restaurants usw.

Eine orangefarbene Karosserie auf einer Fertigungsstraße in einer Fabrik.

Doch an manchen Stellen sieht man kaum noch Menschen. Bei den Presswerken etwa, wo riesige Maschinen aus den glatten vorgeschnittenen Stahlplatten die einzelnen Komponenten formen. Im Karosseriebau allerdings dröhnt Hip-Hop aus den Boxen, Menschen stehen auf einem einige Meter breiten Fließband. Es bewegt sich in Zeitlupe. Die Karosserie hängt hier an riesigen Manipulatoren, die sie in die richtige Position bringen, um die Arbeit für die Mechaniker möglichst ergonomisch zu gestalten.

Ein Arbeiter montiert einen Scheinwerfer an einem unfertigen Transporter in einer Fabrik.

Dann kommen wir zur Hochzeitswiese. Wer jetzt an Gras und Herzchen denkt, irrt. Hochzeitswiese sagt man bei VWN zu jenem Ort, an dem Karosserie und Antriebsstrang miteinander verheiratet werden.

Bullis unter Wasser

Ein grauer VW T3 Bus steht in einem Ausstellungsraum.

Der B32: Ein T3 mit Porsche-DNA

Tatsächlich romantisch geht es in der Oldtimer Garage von VWN unweit des Werks zu. Sechs Mitarbeiter restaurieren hier in aller Ruhe alte Bullis. „Man kann sich in der Arbeit verlieren“, sagt der Werkstattleiter. 163 Bullis aus allen Jahrzehnten stehen hier, völlig zerstörte und auf Hochglanz polierte.

Ein gelber VW Typ 147 „Fridolin“ von Volkswagen Nutzfahrzeuge, Baujahr 1968.

Fridolin: Eine Sondermodell für die Deutsche Post

Einer der bereits fertig restaurierten ist „Fridolin“, ein von VW eigens für die Deutsche Post entwickeltes Modell. Auch ein T1, den man in einer Tiefgarage gefunden hat und der mehrere Hochwasser mitgemacht hat, steht hier. Das verraten die Linien an der völlig maroden Karosserie. Oder ein B32, ein T3, dem Porsche-Ingenieure einen 911er-Motor implantiert haben. Davon gibt es weltweit nur acht bis zwölf Exemplare, so der Werkstattleiter. 150.000 bis 170.000 Euro soll der B32 Wert sein.

Ein hellblauer VW T1 von 1950 steht in einem Ausstellungsraum.

Auch der neue ID.Buzz parkt hier – er steht neben einem der ersten Bullis überhaupt, einem T1 aus dem Jahr 1950. Sympathisch sind sie alle. „Wenn man in einem restaurierten T1 herumfährt, freuen sich die Leute und winken dir zu“, sagt der Werksleiter. Das muss man mit einem Auto mal schaffen.

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