Leise, schnell und schwer: Sind Elektroautos gefährlicher für Fußgänger?

Leise, schnell und schwer: Sind Elektroautos gefährlicher für Fußgänger?
Einer britischen Studie zufolge verursachen E-Autos deutlich mehr Unfälle mit Fußgängern als Verbrenner. Das sind die Gründe.

Die Mobilitätswende hin zu E-Autos ruft viele Diskussionen auf den Plan. Nun sorgt eine aktuelle Studie für Gesprächsstoff: Stromer oder Hybride stellen laut der britischen Studie in städtischen Umgebungen ein größeres Risiko für Fußgänger dar als Benzin- und Dieselfahrzeuge. Die britischen Wissenschaftler haben für ihre Studie Unfalldaten von 2013 bis 2017 im Vereinigten Königreich ausgewertet, und die Unfallzahlen im Verhältnis zur jährlichen Fahrleistung der Autos untersucht. 

Sie sind leise und beschleunigen schneller - macht das Stromer gefährlicher?

Im Zeitraum 2013 bis 2017 betrugen die durchschnittlichen jährlichen Unfallraten von Fußgängern pro 100 Millionen Kilometer 5,16 für E- und Hybride-Fahrzeuge aber nur 2,40 für Verbrenner, was darauf hindeutet, dass Kollisionen mit Fußgängern bei E-HE-Fahrzeugen im Durchschnitt doppelt so wahrscheinlich waren wie bei Verbrennern. Hauptgrund für die Ergebnisse dürfte das leisere Fahrgeräusch der E-Autos sein.

"Nach unserer besten Schätzung sind solche Zusammenstöße im Durchschnitt doppelt so wahrscheinlich. In städtischen Gebieten sind E-HE-Fahrzeuge im Durchschnitt sogar dreimal so gefährlich wie Verbrenner,  im Einklang mit der Theorie, dass E-HE-Fahrzeuge in städtischen Gebieten, in denen der Umgebungslärm höher ist, für Fußgänger weniger gut hörbar sind", schreiben die Forscher. 

Veraltete Daten? 

Allerdings gibt es an der Aussagekraft der Studie auch Zweifel: Der untersuchte Zeitraum von 2013 bis 2017 ist etwa kritisch zu betrachten, da sich Stomer seitdem stark weiterentwickelt haben. Ausserdem gibt es etwa bezüglich der Hörbarkeit neue Vorschriften. Laut EU Verordnung über den Geräuschpegel von Kraftfahrzeugen müssen seit 1. Juli 2021  alle neu zugelassenen E-Autos mit dem Acoustic Vehicle Alerting System ausgestattet sein, das künstlich ein Geräusch erzeugt und bei Geschwindigkeiten von bis zu 20 km/h sowie bei Reversieren aktiviert sein muss. Weiters sind auch die E-Autos mittlerweile mit immer besseren Fahrassistenzsystemen ausgerüstet, die Unfällen vorbeugen sollen.

Schnelle Beschleunigung, junge Fahrer, schwere Akkus

Ein weiterer Grund für das schlechte Abschneiden der E-Autos könnte laut Studienautoren sei sein, dass Stromer bevorzugt von jungen Fahrern gefahren werden, was wieder die Unfallwahrscheinlichkeit erhöht. Ein Faktor ist auch das Gewicht: Elektroautos sind durch den Akku oft schwerer als Verbrenner, was sich wieder auf den Bremsweg auswirkt: Bereits 2023 warnte in den USA National Transportation Safety Board in den USA vor den Risiken von schweren E-Autos.

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