Was ist los bei Polestar? Neuer Chef und viele Fragezeichen

Was ist los bei Polestar? Neuer Chef und viele Fragezeichen
Während man einerseits neue Modelle bringt, hat man beim schwedischen Hersteller andererseits nach wie vor finanzielle Sorgen.

Polestar wechselt den Chef aus. Auf Thomas Ingenlath folgt ab 1.Oktober Michael Lohscheller. Der Deutsche war zuvor CEO bei Opel, dem vietnamesischen Autobauer Vinfast und zuletzt dem US-Truckhersteller Nikola. Mit Ingenlath verlässt damit der Mann das Unternehmen, der Polestar seit der Gründung vor sieben Jahren bis heute geleitet hat. Mit Ingenlath erklärt auch der österreichische Designchef Maximilian Missoni seinen Abschied. Er war sechs Jahre lang für die - mitunter auch widersprüchliche - Designlinie von Polestar verantwortlich und hat sich entschlossen, einen neuen Job außerhalb von Polestar anzunehmen, heißt es.

Polestar wurde 2017 als sportliche Tochter von Volvo gegründet, produziert nur Elektroautos und gehört somit zum großen chinesischen Geely-Konzern. Mittlerweile verkauft man Fahrzeuge in 27 Ländern in Europa, Nordamerika und im asiatisch-pazifischen Raum. Ab 2025 will man zudem in Frankreich, der Tschechischen Republik, der Slowakei, Ungarn, Polen, Brasilien und Thailand vertreten sein. 

Was ist los bei Polestar? Neuer Chef und viele Fragezeichen

Neuer Chef: Michael Lohscheller

Verluste

Die Berichte rund um Polestar waren zuletzt nicht wirklich rosig. Die schwache Nachfrage nach teuren Elektroautos hatte den Autobauer zuletzt noch tiefer in die roten Zahlen gedrückt. Hatte es 2022 ein Minus von 481,5 Millionen Dollar gegeben, so weitete sich der Nettoverlust im vergangenen Jahr auf 1,17 Mrd. Dollar (1,09 Mrd. Euro) aus. Kennzahlen in der Bilanz 2023 mussten berichtigt werden - so wurden nach einer Überprüfung Vermögenswerte im Zusammenhang mit dem Modell Polestar 2 um 330 Mio. Dollar abgewertet. Dazu kam eine Wertberichtigung von 120 Mio. Dollar, weil die Werte der unverkauften Autos angesichts der unerwartet geringen Nachfrage in einigen Ländern sanken. Im November des Vorjahres hatte Polestar erklärt, 2025 endlich schwarze Zahlen schreiben zu wollen.

Bereits Anfang des Jahres setzte man beim Personal den Rotstift an und kürzte 15 Prozent des Personals weltweit, das entspricht etwa 450 Arbeitsplätzen

Besonders bitter: Konzernmutter Volvo hat Polestar mittlerweile den Geldhahn zugedreht. Künftig werde die Unterstützung für das Unternehmen allein vom Polestar-Miteigentümer Geely kommen, hatte Volvo dazu verlauten lassen. Weiters hat Volvo fast zwei Drittel seiner Beteiligungen an Polestar an Geely abgetreten. Jetzt hält Volvo nur noch 18 Prozent an Polestar.

Im Februar nahm Polestar fast eine Milliarde Dollar von einer Bankengruppe auf, um die Lücke, die sich durch den Ausstieg von Volvo ergeben hat, zumindest teilweise zu stopfen. Was sich auch kurzfristig positiv auf den Aktienkurs auswirkte. Dennoch haben die Polestar-Aktien seit Jahresbeginn über 60 Prozent an Wert verloren. Im Juli gab es sogar eine Warnmitteilung durch die US-Börse Nasdaq bezüglich der Notierung der eigenen Aktien.

Strafzölle

Ungemach droht Polestar nun auch durch die höheren Zölle, die die EU auf Autos aus China verhängt. Derzeit werden die Fahrzeuge überwiegend in den chinesischen Geely-Werken  Chengdu und Taizhou gebaut. Für Geely hat die EU einen Strafzollsatz von 19,9 Prozent verordnet. Polestar hat ein Werk in den USA, das künftig vermehrt nach Europa liefern könnte, ein Werk in Südkorea ist in Planung.

Von den Modellen her war man lange vom Polestar 2 abhängig. Der Polestar 3, ein SUV, hätte eigentlich schon im vergangen Jahr auf den Markt kommen sollen, wurde aber immer wieder verschoben und wird seit kurzem ausgeliefert. Allerdings ist das Elektroauto mit ca. 80.000 Euro vergleichsweise teuer. Dazu ist nun auch der eher extravagante Polestar 4 für rund 60.000 Euro verfügbar.

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