Gibt es sie bald? Schnelllader, die "wie ein WC-Spülkasten" funktionieren

Thomas Speidel am ChargePost, einer Innovation seines Unternehmens ads-tec Energy. Speidel erhält am 27. Oktober für seine Pionierleistungen in der Elektromobilität den mit insgesamt 500.000 Euro dotierten Deutschen Umweltpreis der Deutschen Bundesstiftung Umwelt, den er sich mit Moorforscherin Dr. Franziska Tanneberger teilt.
Stromtanken binnen Minuten - wie ein deutscher Erfinder das möglich machen will - und dafür einen Preis bekommt.

Für Pionierarbeit in der Elektromobilität und der Energiewirtschaft erhält Thomas Speidel (57) aus Baden-Württemberg den diesjährigen Deutschen Umweltpreis der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU). Der Gründer und Geschäftsführer von ads-tec Energy in Nürtingen bei Stuttgart bekommt die Auszeichnung für die Transformation des Familienbetriebs und die Entwicklung von batteriegepufferten Energiesystemen, die unter anderem das Schnellladen von E-Fahrzeugen nach dem WC-Spülkasten-Prinzip binnen Minuten statt Stunden ermöglichen, für Netzstabilität sorgen und durch zusätzliche Geschäftsmodelle effiziente Ressourcennutzung bedeuten. 

Die DBU vergibt den Preis in Höhe von insgesamt 500.000 Euro jedes Jahr für herausragende Leistungen im Umwelt-, Klima-, Arten- und Ressourcenschutz. Er zählt europaweit zu den höchstdotierten Umwelt-Auszeichnungen. Speidel teilt sich das Preisgeld mit Moorforscherin  Franziska Tanneberger (46). 

Gibt es sie bald? Schnelllader, die "wie ein WC-Spülkasten" funktionieren

Minutenschnelles Stromtanken: Per Ladestecker übertragen die speicherbasierten Schnellladesysteme der ads-tec Energy in Nürtingen nahe Stuttgart mit einem Schwall Strom aus zwischengespeicherter Energie auf ein E-Fahrzeug – vergleichbar mit einem WC-Spülkasten, der langsam Wasser auffüllt und es rasch abgibt.

"Wie ein Schweizer Taschenmesser der Energiewende"

Denn der dreifache Familienvater Thomas Speidel hat als Geschäftsführer der ads-tec Energy innovative batteriegepufferte Hochleistungssysteme entwickelt, die als Multi-Tool "wie ein Schweizer Taschenmesser der Energiewende" fungieren sollen. 

Sie ermöglichen etwa das Stromtanken binnen Minuten statt Stunden. 

Batterie-Speichersysteme zum Schnellladen von E-Fahrzeugen nach dem Prinzip eines WC-Spülkastens

Die batteriegepufferten Schnelllader sind laut Speidel flexibel an Straßen, Firmengebäuden, in Wohngebieten ohne Garagen oder Wallboxen sowie in urbanen Ballungsräumen und abgelegenen Orten installierbar. 

Zwei Modelle gibt es: ChargeBox sowie ChargePost- letzterer mannshoch wie eine Telefonzelle, beide je rund drei Tonnen schwer und ausgestattet mit je zwei Schnellladepunkten. Die Speichersysteme mit integrierter Lithium-Ionen-Batterie ziehen langsam Strom aus dem vorhandenen Stromnetz, speichern diesen und wandeln den Wechselstrom aus dem Netz in Gleichstrom um, der mit einer Leistung von 320 Kilowatt zum Laden genutzt werden kann. 

Wird ein E-Fahrzeug angedockt, kann es mit einem Schwall aus den Speicherreserven binnen Minuten strombetankt werden. Speidel: "Wie bei einem WC-Spülkasten, der sich langsam füllt und bei Nutzung ruckzuck leert." Hinzu kommt: ChargeBox und ChargePost sind - neben dem Schnellladen - Multi-Tools. Mittels ihrer Batteriespeicher sichern sie etwa lokal erzeugte Sonnenenergie, stabilisieren das Netz - und vermeiden überall dort Strom-Engpässe, wo es am Netzausbau hapert.

Eine Million öffentlicher Ladepunkte

Der rasche, flächendeckende Ausbau der derzeit noch recht überschaubaren Ladeinfrastruktur ist ein wichtiger Punkt: Deutschland hat nämlich ehrgeizige Vorgaben: bis 2030 bundesweit die Zulassung von 15 Millionen E-Fahrzeugen sowie die Installation einer Million öffentlicher Ladepunkte - in beiden Fällen nahezu eine Verzehnfachung. 

Hinzu kommt das Klimaschutzgesetz, wonach Deutschland bis 2045 klimaneutral sein will, also nicht mehr Treibhausgase ausstoßen, als gebunden werden können. Kurzum: E-Mobilität ist ein entscheidender Hebel für die Verkehrs- und Klimaschutzziele.

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