Wir sind doch soziale Wesen

Daheim Arbeiten hat Vorteile – die gemeinsame Kraft der Belegschaft wird durch Mitarbeiter-allein-zu-Haus aber nicht gefördert.
Sandra Baierl

Sandra Baierl

Plötzlich war es da. Vom Freitag, dem 13. auf 16. März 2020 stellte Österreich auf Homeoffice um. Lockdown eins, wir erinnern uns. Seither ist sehr viel geschehen – und das Homeoffice ist gekommen, um zu bleiben. Es wird gefordert von den Mitarbeitern als neue, moderne   Art des Arbeitens. Es wird  in neue Arbeitskonzepte  eingepasst von den Unternehmen, als neue, moderne Art des Wirtschaftens. Und es ist nicht nur gut.

Das Homeoffice ist auch ein Ausdruck der durchdigitalisierten Welt. Wo die Individuen gerne allein daheim vor den Computern sitzen und arbeiten, weil sie darin ihre Freiheit sehen, ökonomische und ökologische Vorteile ableiten. Mit den Tagen zu Hause kommt eine neue Form des Egoismus, der Vereinsamung. Wenn niemand rundherum ist, fehlt das menschliche Gegenüber, der soziale Austausch, fehlen neue Gedanken und das Korrektiv. Den Firmen wiederum  fehlt zunehmend die gemeinschaftliche Komponente. Das Zusammendenken, Kreativsein, gemeinsam an einem Strang ziehen. Das Homeoffice ist ein Hort zum Abarbeiten, zum Erledigen, nicht aber zum Entwickeln und Kreieren. Dafür braucht es das Miteinander. Die Distanz zu den Unternehmen wird daheim größer, auch die zu den Kolleginnen und Kollegen. Das führt zunehmend zu einer entkoppelten Belegschaft, die ihre Aufgaben erledigen wie Roboter, aber eben nicht mehr. 

Und dann? Die Aussicht ist, dass der Trend auch wieder auf einen Gegentrend stoßen wird. Nicht gleich, aber in absehbarer Zeit. Man wird wieder zusammen kommen wollen und die Vorteile der Gemeinschaft in  Unternehmen wieder schätzen. Hoffentlich. Ansonsten wäre die uralte Idee vom Zoon politikon, vom Mensch als soziales (politisches) Wesen fast zweieinhalb tausend Jahre nach Aristoteles obsolet.  

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