Was man von Schützenhöfer lernen könnte

Am Ende packte es dann auch ihn, da half die ganze Routine nichts: Als Hermann Schützenhöfer an diesem Freitag erklärte, dass er mit Juli als Landeshauptmann abtritt, da war seine Stimme kurz vor dem Brechen und der Moment rührte ihn sichtlich. Warum auch nicht? 52 Jahre in der Politik, das ist in der Form heute so nicht üblich.
Nun ist es für sich genommen noch keine Leistung, möglichst lange in der Politik zu sein. Doch im Falle des 70-jährigen Steirers müssen zumindest zwei Aspekte erwähnt werden, die bemerkenswert erscheinen, man könnte auch sagen: Die man von ihm "lernen" bzw. sich von ihm abschauen kann.
Das eine ist ein gewisser Mut. Und zwar dergestalt, politisch Sinnvolles populär zu machen, anstatt ausschließlich das Populäre zu tun: Es ist fast schon wieder vergessen, dass es Schützenhöfer war, der nach einer nicht ganz so erfreulichen Landtagswahl im Jahr 2010 ausgerechnet mit seinem politischen Haupt-Kontrahenten, nämlich Landeshauptmann und SPÖ-Boss Franz Voves, eine Reformpartnerschaft einging, die sowohl vom Stil her als auch von den Inhalten weit über die Landesgrenze hinaus respektiert wurde. Das sich zusammenraufende Duo hat die politische und geografische Landkarte des Landes völlig neu gezeichnet. Die Zahl der Gemeinden wurde halbiert, der Proporz abgeschafft, und dass Bezirksgerichte verlegt und viele Posten in der Landesverwaltung gestrichen wurden, hat beileibe nicht allen gefallen, im Gegenteil: Bürgermeister, Gemeinderäte und Bürgerinitiativen liefen Sturm gegen die Reform - dennoch hielten Voves und Schützenhöfer Kurs.
Der zweite Aspekt? Eine gewisse Verlässlichkeit. Die Tatsache, dass Schützenhöfer selbst den Zeitpunkt seines Rücktritts definieren und seinen Nachfolger nominieren konnte, ist im Jahr 2022 fast schon etwas Ungewöhnliches. "Geordnete Amtsübergaben gibt`s heute ja eher selten", hat der scheidende Landeshauptmann am Freitag durchaus keck angemerkt. Und er hat hier einen Punkt: In einer Zeit, die von mannigfaltigen Unsicherheiten geprägt wird, ist politische Kontinuität sicher nicht das schlechteste aller Argumente, um in einem Wahlkampf zu überzeugen.

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