Die heimische Industrie befindet sich seit Monaten in einer Rezession. Auch wenn der entsprechende Index der Bank Austria die Talsohle inzwischen erreicht sieht, wird es noch längere Zeit dauern, bis sich die Unternehmen wieder auf Vorkrisenniveau befinden. Die jüngsten Bilanzzahlen einiger Konzerne fielen entsprechend mager aus. Andere wiederum melden (noch) Umsatz- und Gewinnsteigerungen.
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Auf dem Arbeitsmarkt jedenfalls steigt die Zahl der Jobsuchenden vor allem in der Industrie an; besonders (schlecht ausgebildete) Leiharbeiter sind die ersten Leidtragenden des Abschwungs. Trotz des Fachkräftemangels könnte es schwierig werden, einen neuen Arbeitgeber zu finden.
Sollten die Lohnabschlüsse hoch ausfallen, würde sich das, so drohen die Betriebe, im noch größeren Maße negativ auf die Zahl der Beschäftigungsverhältnisse auswirken. Nicht nur kurzfristig. Auf längere Sicht ist eine Verlagerung von Teilen der Produktion in günstigere Länder vorstellbar. Angesichts der hohen Lohnkosten in Österreich ein nicht aus der Luft gegriffenes Szenario.
Inflationsrate kompensieren
Auch die Gewerkschaften stehen unter Druck. Angesichts hoher Inflationsraten ist in den jetzigen Verhandlungen erst recht das Minimalziel, Kaufkraftverluste zu kompensieren, im Fokus. Und der neue PRO-GE-Chef Reinhold Binder muss in den Verhandlungen nach innen und außen klare Kante zeigen.
Öffentliche Beschimpfungen des Gegenübers wie „mit den Einmalzahlungen können's sch... gehen“ sind jedoch ebenso entbehrlich und kontraproduktiv wie das Lahmlegen des Autoverkehrs auf einer wichtigen Einfahrtsroute nach Wien ausgerechnet am Montagmorgen nach Ferienende.
In der nächsten Verhandlungsrunde am Donnerstag wären konstruktive Gespräche wünschenswert. Die Gewerkschaften sollten die aktuell schwierigen Umstände in der Industrie zur Kenntnis nehmen und nicht mehr fordern, als drin ist. Das Angebot der Unternehmer wiederum in Höhe von nur 2,5 Prozent ist angesichts eines inflationären Basiswerts von 9,6 Prozent definitiv verbesserungswürdig.
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Und dann wäre es an der Zeit, eine gewisse Flexibilität bei den Lohnerhöhungen einzuführen. Warum werden sämtliche Unternehmen über einen Kamm geschert? Jene, die in der Lage sind, mehr zu geben, sollen dies tun; andere, die derzeit in Problemen stecken, einen Teil der Erhöhungen zu einem späteren Zeitpunkt nachreichen.
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