Von euch will ich nicht gerettet werden

Es wird Zeit, dass wir ein ernsthaftes Gespräch über Klimaschutz und die Wahl der Mittel führen. Bis 2030 haben wir Zeit, die Pariser Klimaziele umzusetzen. Die Vereinbarung aus 2015 machte Europa einmal mehr zum Vorreiter, aber sie harrt nicht nur in Österreich der Umsetzung. Sieben Jahre sind eine kurze Zeit, also wären wir wohl gut beraten, die Windräder und Solarpaneele, die dafür notwendig sind, unverzüglich aufzustellen; die Verkehrswende zu schaffen und ein konstruktives Gesprächsklima zu diesen Fragen zu erreichen. Die Alternative ist eine dystopische Welt mit Verteilungskämpfen und Einschnitten, die alles in den Schatten stellen werden, was wir an Einschränkungen durch Pandemie und Energiekrise bisher erlebt haben.
Eine immer lautere Gruppe junger Klimabewegter stößt in ein politisches Vakuum. Sie kleben sich auf die Straßen, überschütten symbolträchtig Kunstwerke hinter Glas und versuchten auch eine Störaktion beim heurigen Neujahrskonzert: Vier Personen wurden von der Polizei in Gewahrsam genommen und sendeten dann ein weinerliches Video aus dem Polizeitransporter.
Entschuldigen Sie die Offenheit: Niemand will von solchen Menschen gerettet werden. Der kindisch anmutende Wettbewerb um Aufmerksamkeit bei symbolträchtigen Anlässen schädigt die Debatte mittlerweile stärker, als sie ihr hilft. So richtig die Themensetzung ist, so jämmerlich ist das Bild, das die Akteure zunehmend abgeben. Die Gesellschaft sucht Vorbilder im Kampf gegen die zerstörerische Kraft der menschengemachten Erderwärmung und bekommt vor allem selbstgerechte Twens, die es für einen Erfolg halten, wenn sie vom Rest der Gesellschaft beschimpft werden.
Hier offenbart sich eine Lücke: Wo ist die bewahrende Hand jener Kräfte, die konservativ auf die Welt blicken? Entschlossenes Leadership seriöser Akteure würde in einer echten Zukunftsfrage viel bewirken. Wer mit Landwirten, Förstern oder Jägern redet (keine unter Wokeness-Verdacht fallenden Bevölkerungsgruppen), sieht: Das Problembewusstsein ist ebenso da wie die Resignation darüber, dass eigentlich nichts gegen immer bedenklichere Klimaphänomene unternommen wird. Die paar grünen Erfolge (etwa ein Klimaticket für überfüllte Züge und eine fast unumsetzbare CO2-Bepreisung in einer akuten Energiekrise) täuschen nicht darüber hinweg: Die bürgerliche politische Meinungsäußerung erschöpft sich in dieser Frage vor allem darin, auf die „Klimakleber“ zu schimpfen. Dass auch von den SPÖ-geführten Ländern vor allem Beton kommt, ist nicht minder enttäuschend. So sind wir gefangen mit seltsamen Akteuren, die die Agenda kapern und die Mehrheitsbevölkerung mit dem Thema frustrieren.

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