Von der hohen Kunst des Schachspiels
Es ist eigentlich absurd. Die EU und die USA drohen einander mit gegenseitigen Importzöllen. Die Europäer wollen nun mit den USA ein Handelsabkommen abschließen, um wenigstens das Schlimmste zu verhindern. Das Schlimmste – das wären empfindlich hohe Strafzölle auf europäische Autoimporte in den USA. Mit fatalen Folgen für die Weltwirtschaft. Denn einzelne Autoteile werden heutzutage rund um den Globus erzeugt. Der Blutkreislauf der Lieferkette würde empfindlich gestört werden. Auch Österreichs Auto-Zulieferindustrie wäre davon voll betroffen.
Was aber können die Europäer tun, falls die Verhandlungen scheitern und Donald Trump seine Zolldrohungen wahr macht? Sie könnten natürlich mit Gegenzöllen zurückschlagen. Aber das würde der globalen ökonomischen Entwicklung vor dem Hintergrund der sich aktuell eintrübenden Konjunktur nur noch höheren Schaden zufügen. Denn Zölle sind die Mauern der Weltwirtschaft. Die EU müsste jetzt vielmehr einen überraschenden Schachzug setzen. Einen Schachzug, der die eigene konjunkturelle Entwicklung stützt und zugleich den USA signalisiert, dass Europa auch zu selbstbewussten Handlungen fähig ist.
Aus für Russland-Sanktionen
Dieser Schachzug wäre die Beendigung der Sanktionspolitik gegenüber Russland. Denn die Sanktionen haben sich wirtschaftlich und politisch als völlig nutzlos erwiesen. Zudem reicht die moralische Entrüstung über Präsident Putin ohnedies nur bis zu den russischen Gasimporten, ohne die bei uns der Ofen sprichwörtlich aus wäre. Freilich: Schach ist eine hohe Kunst. Und hoffentlich heißt es für die EU im Handelskonflikt mit den USA nicht bald „Schach matt“. wolfgang.unterhuber
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