Kein Zufall, dass der Ex-Präsident schon kurz vor der Wahl in Richtung DeSantis geheimnisumwobene Drohungen ausstieß. Er wisse da Sachen, die nicht nur dem Gouverneur schaden könnten, sondern der gesamten Partei.
Rückwärtsgefecht
Das allerdings ist nur noch ein Rückwärtsgefecht eines angeschlagenen politischen Feldherren. Denn genau zu dem hatte sich Trump nach der verlorenen Wahl 2020 stilisiert. Bei den Republikanern, das machte er mit ziemlich brutalen Untergriffen deutlich, werde auch in Zukunft nichts ohne ihn gehen. Der Weg zurück an die Macht im Kongress und in weiterer Folge ins Weiße Haus führe ausschließlich über ihn und die, die sich ihm bedingungslos anvertrauten. Es grenzte ans Absurde, dass Trump ungeachtet Dutzender verlorener oder schlicht abgeschmetterter Gerichtsverfahren nur jenen Kandidaten in den Bundesstaaten Rückendeckung gab, die sich verpflichteten, die Mär von der gestohlenen Wahl weiterzuverbreiten. Der Rückschlag nimmt Trump endgültig sein schlagkräftigstes Argument, dass er der vorerst einzige Garant für Wahlerfolge sei.
Der Herausforderer
Mit DeSantis tut sich für die Republikaner schneller als erwartet eine Alternative auf. Ein Populist, der genauso wie Trump auf die zugkräftigen Themen setzt – Kampf gegen illegale Einwanderung und Kriminalität –, dabei aber deutlich weniger Allüren zeigt, deutlich weniger Gerichtsverfahren und nicht zuletzt deutlich weniger Lebensjahre mit sich herumschleppt.
Ob es schließlich der 44-jährige DeSantis ist oder weitere Mitbewerber, die jetzt ziemlich rasch folgen werden: Das Rennen um die republikanische Präsidentschaftskandidatur ist eröffnet, und es wird neue, junge Gesichter bringen.
Mit 82 in den Wahlkampf
Eine Entwicklung, die Joe Biden nicht ignorieren kann, der zuletzt auch mit einer Wiederkandidatur – mit 82 – kokettiert hatte. Selbst wenn er in seinen ersten zwei Jahren einige Erfolge verzeichnete – wirklich Vertrauen in seine Führungsstärke haben die Amerikaner bisher nicht gewonnen. Und dass ein weitgehend unbekannter Junger einen erfahrenen politischen Veteranen in den USA schneller als erwartet an die Wand spielt, musste ein George Bush sen. Anfang der 1990er erfahren. Als Sieger im Kalten Krieg zog er in eine Wahl gegen Bill Clinton – und wurde zu Hause zum Verlierer.
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