So viel Frauenpower hat Österreich

Die Eintragungswoche für drei Volksbegehren beginnt: Wofür es sich beim Thema Frauen zu kämpfen lohnt.
Martina Salomon

Martina Salomon

Alle Oppositionsparteien im Parlament haben eine Frau an der Spitze, und selbst so ehrwürdige Männerbastionen wie der Verfassungsgerichtshof wird jetzt von einer Frau geleitet. Chefinnen sind keine Ausnahme mehr, und Mädchen erreichen im Schnitt höhere Bildungsabschlüsse als Burschen.

Also alles paletti? Nein, sagen die Initiatorinnen des Frauenvolksbegehrens zu Recht. Doch leider haben sie ihr Begehren mit unrealistischen und wirtschaftsfeindlichen Forderungen entwertet, wie eine generelle Arbeitszeitverkürzung auf 30 Stunden. Wer außerdem stets über Männerprivilegien redet, sollte nicht die Frauenprivilegien verschweigen, vor allem im Pensionsrecht und beim Präsenzdienst. Auch mit der weiblichen Solidarität ist es meist nicht weit her. Wenn es um Spitzenpositionen geht, blockieren sich Frauen gegenseitig mit Intrigen und Missgunst oft besonders hart. Männer wiederum reagieren gelegentlich fürsorglich-herablassend, siehe den Aufstieg Rendi-Wagners zur neuen SP-Chefin. Sie selbst hatte im KURIER-Interview eine wichtige Botschaft für die Frauen: „Im Zweifel sollte man Ja sagen“, sich also Führungsaufgaben zutrauen.

Bei all diesen Debatten übersehen wir aber, wer am meisten Unterstützung braucht: die muslimischen Feministinnen. Durch den politischen Islam schleicht sich auch in Österreich Frauenunterdrückung ein. Wer Bilder aus dem Iran oder Ägypten vor ein, zwei Generationen betrachtet, sieht moderne Frauen. Ja, man sollte nicht alles auf das Kopftuch reduzieren: Aber sie trugen damals weitgehend keines, während jetzt dort bedroht wird, wer sein Haar zeigt. Das Verbot einer Totalverhüllung in Österreich und anderen Ländern mag wie lächerliche Symbolpolitik wirken (und Gott sei Dank auch kaum Strafen nach sich ziehen): Aber gerade Feministinnen sollten es richtig finden, dass wir hier nicht akzeptieren, Frauen in gesichtslose Wesen zu verwandeln. Das sollte kein feministisches Tabuthema sein.

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