Sexuelle Gewalt ist, was es ist: Eine Straftat

Während ein Mädchen erfindet, dass es in einem Schwimmbad vergewaltigt wurde, verschweigt eine andere Frau einen Übergriff, weil sie die Rassismus-Debatte nicht anheizen wollte. Das darf ebenso wenig passieren, wie das fälschliche Anschuldigen.
Yvonne Widler

Yvonne Widler

Sexuelle Gewalt ist, was es ist: Eine Straftat

von Yvonne Widler

über die Rassismus-Debatte

Ein Tag, zwei Vergewaltigungsmeldungen. Während sich herausstellt, dass ein 13-jähriges Mädchen den Missbrauch durch einen Asylwerber im Mistelbacher Schwimmbad erfunden hat, verschweigt eine andere junge Frau eine Vergewaltigung, weil sie die Rassismus-Debatte nicht weiter anheizen will. Unterschiedlicher können zwei Ansichten und Handlungen wohl kaum sein. Warum das Mädchen den Gewaltakt erfunden hat, weiß man bis jetzt noch nicht. Was wir aber sehen, sind die Reaktionen auf diese beiden Geschehnisse.

Im ersten Fall: Zuerst ein lautes Aufheulen des Boulevards und rechter Onlineforen. Die Mistelbacher Stadtregierung reagiert auf Verdacht, und untersagte Flüchtlingen pauschal den Zutritt zum Schwimmbad. Als heute jedoch publik wurde, dass diese Vergewaltigung nie geschehen ist, war kaum Aufschrei zu hören. Weder von rechts, noch von links. Das Badeverbot wurde unterdessen stillschweigend aufgehoben.

Der andere Fall ist jener von Selin Gören, einer 24-jährigen deutschen Jungpolitikerin. Sie ist die Sprecherin der Organisation „Linksjugend Solid“ und setzt sich aktiv für eine liberale Flüchtlingspolitik und gegen Rassismus ein. Im Jänner wurde sie spät abends auf einem Spielplatz vergewaltigt. Die Täter waren von arabischer Herkunft. In einer ersten Reaktion, so sagte sie dem Nachrichtenmagazin Spiegel, hat sie über den wahren Tathergang gelogen. Sie hat weder gesagt, dass sie vergewaltigt wurde, noch, dass die Täter Migranten waren. Der Polizei meldete sie lediglich einen Taschenraub. Gören hätte an die brennenden Flüchtlingsheime denken müssen, wie sie sagt, und an die Hetze, der diese Menschen immer wieder ausgesetzt sind. Deshalb habe sie geschwiegen. Keine 24 Stunden später ist ihr klar geworden, dass es falsch war zu lügen, um Menschen – vermeintlich – zu beschützen. Gut so.

Diese drei Männer waren gewalttätig und haben eine schwere Straftat begangen. Es ist keine rassistische Handlung, wenn Gören das zur Anzeige bringt. So ein Verhalten wird in unserer Gesellschaft nicht akzeptiert und zieht Konsequenzen nach sich. Das soll und muss so sein. Gören tut niemandem einen Gefallen, wenn sie die Vergewaltigung verheimlicht, am wenigsten sich selbst. Sowohl als Politikerin als auch als Mensch hätte sie es sich wohl nie verziehen, wenn die Täter noch jemand anderem Schaden zugefügt hätten oder sie zumindest nicht alles ihr Mögliche für deren Festnahme getan hätte.

Was die Menschen, und offenbar auch Selin Gören, bei diesem heiklen Thema zu vergessen scheinen: Sexuelle Gewalt gegen andere hat nichts mit Hautfarbe, Religion oder Herkunft zu tun. Sexuelle Gewalt ist, was es ist: Eine Straftat, die strafrechtlich verfolgt werden muss. Allein die Tat hat bewertet und gestraft zu werden. Alles andere ist irrelevant. So sollte es jedenfalls sein.

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