Schwedens Angst vor Verlust der Identität

Der Erfolg der Rechtspopulisten in Skandinavien ist eine Folge versäumter Integrationspolitik.
Konrad Kramar

Konrad Kramar

Es ist das immer gleiche Rätselraten rund um die Erfolge von Rechtspopulisten in Europa . Nun hat es auch in Schweden begonnen – und das Wochen vor der Parlamentswahl am Sonntag, bei der sich die ganze Aufmerksamkeit auf die rechten Schwedendemokraten richtete.

Wieso kann man in einem wirtschaftlich erfolgreichen Sozialstaat, der inzwischen Zuwanderung rigoros kontrolliert, mit dem Ausländerthema alles andere in den Schatten stellen? Die Schwedendemokraten haben sich geschickt an die Gemütslage angepasst. Eigentlich aus dem rechten Eck kommend, geben sie sich besonnen, appellieren aber an die Ängste um Grundprinzipien, die gerade in den skandinavischen Wohlfahrtsstaaten tief verankert sind: Jeder einzelne steht für die Gesellschaft und den Staat ein, diese aber auch im Gegenzug für jeden einzelnen.

Dass Staaten wie Schweden Zuwanderung brauchen und auch die Kapazitäten dafür haben, ist unbestritten. Den Aufwand an Integration, den die neuen Bürger brauchen würden, hat man auch hier unterschätzt – mit altbekannten Folgen: Gettobildung, Verharren der Zuwanderer in sozialen Ritualen ihrer Herkunftsländer, wachsender Rassismus. Das Auseinanderdriften der Gesellschaft ist zur Existenzfrage für die europäischen Sozialstaaten geworden. Integration nach klaren, nicht verhandelbaren Spielregeln ist eine Notwendigkeit, um den Zusammenhalt einer Gesellschaft zu sichern.

Bürger, die sich nur noch über ihre soziale Gruppe und über Feindbilder definieren, sind die attraktivste Klientel für Rechtspopulisten. Ihre Versprechen von einer Rückkehr in eine angeblich seligere Vergangenheit bedienen perfekt die Ängste von Bürgern, die sich in ihrer eigenen Gesellschaft nicht mehr zuhause fühlen.

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