Reiseströme lassen sich nur übers Geldbörsel umleiten

Reiseströme lassen sich nur übers Geldbörsel umleiten
Warnhinweise zur Ökobilanz bringen genau gar nichts. Man muss dort ansetzen, wo es weh tut: Beim Ticketpreis.
Simone Hoepke

Simone Hoepke

Warnhinweise wie bei der Tabakwerbung. Im Stile von „Flugreisen schaden der Umwelt“. Das wünscht sich als also der Tiroler Hotelier und Seilbahner Franz Hörl. Zugegeben, klingt ein bisschen nach einer Idee vom Seilbahner-Stammtisch im Zillertal kurz nach Mitternacht. Oder zumindest nach billigem Populismus. Schließlich ist die Branche gerade um eine Imagekorrektur bemüht. Weg vom ewigen Bewerben von immer mehr Pistenkilometern, hin zum Umhängen des grünen Mäntelchens. Schließlich haben die Liftbetreiber ihre -Bilanz verbessert.  Dass seine Zunft trotzdem als Klimasünder am Pranger steht, treibt Hörl regelmäßig die Zornesröte ins Gesicht.

Wenn er nun wieder zum Rundumschlag ausholt, ist das ein Stück weit nachvollziehbar. Flugreisen sind die wahren Klimasünder im Tourismus. Der beheizte Sitz am Sessellift ist nicht das Problem. Was Hörl freilich nicht dazu sagt: Auch bei Skiurlaubern ist aus Ökosicht die Anreise am bedenklichsten.

Die meisten reisen mit dem Auto an – oder per Flugzeug. Auch, weil die Bahn schlicht außer Konkurrenz fährt. Nämlich zu Preisen, die einen mit Blick auf die Angebote der Billigflieger mit den Ohren schlackern lassen. Egal, ob es in die Berge oder in eine Stadt geht. Kostet das Bahnticket ein paar hundert Euro, der Flug aber nur 50 Euro, hört sich bei vielen der Öko-Spaß auf.

Das ist auch ein Systemfehler. Die Besteuerung von Kerosin ist  überfällig. Ohne sie ist kein fairer Wettbewerb mit der Bahn möglich. Und weil sich auch Reiseströme nur übers Geldbörsel umleiten lassen, würde die Kerosinsteuer mehr bringen als jeder Warnhinweis für Flugreisen. Noch eine unangenehme Wahrheit, die kein Touristiker laut sagt: Am meisten  spart man ein, wenn man den Urlaub ganz streicht.

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