Dass die rasende Verbreitung von Anwendungen mit Künstlicher Intelligenz eine neue revolutionäre Zeitenwende sein wird, ist klar. Dass solche Disruptionen auch gleich immer zu Weltuntergangsszenarien führen, ist ebenfalls nicht Neues. So gut wie jede bahnbrechende Erfindung der letzten 150 Jahre wurde von Bedenken begleitet. Maschinen würden zu Massenarbeitslosigkeit führen, dabei wurden durch die industrielle Revolution Millionen Jobs geschaffen.
Autos würden zu gefährlich sein und zum Aussterben der Pferdekutschen führen. Sicherheitsgurte, Airbags und moderne Bauweisen haben Autos aber sicher gemacht. Durch die Verwendung von Mobiltelefonen sind uns auch noch keine Ohren abgefallen, und die grüne Gentechnik hat dazu geführt, den Hunger weltweit zu reduzieren.
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Diese Beispiele aus der Vergangenheit zeigen, wie nun mit dem Thema der Künstlichen Intelligenz umzugehen ist. Die Anwendungen, die derzeit zu Tausenden entwickelt werden, können unser Leben um ein Vielfaches einfacher machen. Wir werden neue Skills entwickeln können, weil plötzlich die Zeit nicht mehr fehlt, die man über einer fremdsprachigen Studie, beim Erstellen von Excel-Sheets oder beim Eingeben von Zeilen beim Programmieren verbringt. Unsere Lebensqualität wird steigen.
Selbst beim emotional diskutierten Thema, wie KI in der Schule verwendet werden soll, könnte man gelassener und visionärer vorgehen. Ist es für angehende Erwachsene wichtiger, Jahreszahlen und Periodensysteme auswendig zu lernen, einen fremdsprachigen Text einwandfrei übersetzen zu können oder eine Integralrechnung zu lösen, wenn das der Computer schneller und besser kann? Das wäre, als hätte man den Taschenrechner verboten. Wichtiger ist es, dass Jugendliche der KI die richtigen Fragen stellen, dass sie Zusammenhänge erkennen, kritisch und interessiert sind.
Und doch braucht es wie beim Auto, beim Handy oder den Maschinen klare Regulative und Gesetze, wie bei Medikamenten, der Forschung oder bei Lebensmittel Normen, Kennzeichnungen und Qualitätskontrollen. Denn auch bei KI macht die Dosis das Gift. Wenn befürchtet wird, dass Russland mit KI, Deep Fakes und Chatbots noch stärker in den nächsten US-Wahlkampf eingreift, den amtierenden Präsidenten Joe Biden aus Rache für die Unterstützung der Ukraine zum Beispiel mit gefälschten Drogen-Fotos oder Gesundheitsdaten desavouieren könnte, um Trump wieder an die Macht zu bringen, wird es tatsächlich gefährlich.
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Denn ein einmal in die Welt gesetztes Gerücht ist bekanntlich schwer wieder wegzubringen und kann in den wenigen entscheidenden US-Bundesstaaten zum Kippen des Ergebnisses führen. Künftig wird es noch wichtiger sein , zu wissen, welchen Quellen man wirklich vertrauen kann.
Über die Beschränkungen und Regeln von KI müssen wir Menschen entscheiden, besser gestern als heute. Dann wird sie sich auch nicht gegen uns Menschen richten können.
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