PRO
Zwei Wochen lang durfte ich in Paris erleben, was Olympische Spiele aus einer Stadt machen können. Fans aus aller Welt feierten gemeinsam und friedlich auf den Straßen. Öffentliche Verkehrsmittel wurden ausgebaut, der Verkehr aus dem Zentrum verdrängt. Auf den leeren Boulevards flanierten Menschen.
Zuletzt wurden Sommerspiele stets in Mega-Metropolen ausgetragen: Peking, London, Rio, Tokio, Paris. Und 2028 ist Los Angeles an der Reihe. Doch muss es immer mehr und immer größer werden? Nein. Groß denken sollte allerdings erlaubt sein!
Die Stadt Wien hätte großartige Voraussetzungen für Olympische Spiele. In der Gegend rund um die Seestadt Aspern könnte das olympische Dorf für die Athleten entstehen. Die Spiele wären die Möglichkeit, aus dem Happel-Oval ein modernes Stadion zu machen. Daneben geht es in der Krieau um die Medaillen im Reiten, in der Messe Wien werden ebenso Bewerbe ausgetragen wie in der bis dahin hoffentlich gebauten Halle St. Marx. Temporäre Anlagen im Prater und vor allem auf der Donauinsel werden nach den Spielen wieder abgebaut.
Auf jeden Fall müsste vor so einer wichtigen Entscheidung das Volk befragt werden. Natürlich müssten bis dahin Tausende Fragen beantwortet werden. Selbstverständlich antwortet der gelernte Wiener in einer ersten Reaktion mit „geht ned“ und „brauch ma ned“.
Tatsächlich sind Olympische Spiele nichts für Menschen ohne Visionen. Die Kosten? Hoch. Die Wirkung? Unbezahlbar.
Florian Plavec, Stv. Ressortleiter Sport
CONTRA
Großereignisse sind etwas für Großstädte. D’accord. Und Wien hat bereits bei der Fußball-EM 2008 bewiesen, dass die Stadt prinzipiell die Voraussetzungen für ein sportliches Mega-Event hat. Allerdings waren es damals mehrere Städte, die die Spiele geschultert haben. Und das Ganze ist 16 Jahre her. Besucht man jetzt das Ernst-Happel-Stadion, ist es meilenweit entfernt von einer zeitgemäßen Sportstätte (und war es eigentlich auch schon damals). Aber anstatt endlich einen Neubau zu wagen, will die Stadt Wien lieber 100 Millionen in Adaptierungen stecken. Gleich daneben gibt es anstelle des früheren Ferry-Dusika-Stadions die neue Mehrzweck-Halle – für ganze 3.000 Zuschauer und ohne Radbahn. Und kann sich wer Schwimmbewerbe in der alten Stadthalle vorstellen?
Angesichts des trüben Zustands der Sportstätten wäre jede Bewerbung für Sommerspiele sinnlos. Zumal die tatsächlichen Kosten in guter alter Manier über den budgetierten liegen würden.
Nicht zuletzt würde der Verkehr zum Erliegen kommen. Schon jetzt platzen die öffentlichen Verkehrsmittel in Stoßzeiten aus allen Nähten. Und wer möchte noch mehr Touristen in der (Inneren-)Stadt? Viele fühlen sich schon jetzt von den Massen an Besuchern genervt.
Die bei den Sommerspielen abgehaltenen Bewerbe sind auch selten jene, in denen heimische Athleten gut abschneiden. Olympische Winterspiele in mehreren Bundesländern oder grenzübergreifend, darunter auch in Wien etwa für diverse Eisbewerbe, wären daher angebrachter.
Robert Kleedorfer, Ressortleiter Wirtschaft
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