PRO
Größer, schwerer, sicherer? Dass diese panzerartigen Fahrzeuge immer größer werden, ist wohl kaum zu übersehen; dass sie immer schwerer werden, bekommen die Straßen zu spüren, die schneller repariert werden müssen. Aber sicherer? Wirklich nur für die, die in den Riesenautos drinnensitzen. Anhand vielfältiger Datenauswertungen hat der britische economist errechnet: Für jedes Leben, das das schwerste 1 Prozent der SUVs in Amerika rettet, gehen mehr als ein Dutzend Leben in kleineren Fahrzeugen verloren. Das heißt: Alle draußen, egal ob Fußgänger, Radfahrer oder auch Insassen von Kleinwagen haben bei einer Kollision kaum eine Chance, nicht zermalmt zu werden. Der tote Winkel dieser Monster ist noch breiter als bei Durchschnittsautos; vom Fahrersitz aus sieht der Lenker nicht, ob Kinder vorbeigehen. Und vom Emissionsausstoß dieser XL-Klimasünder brauchen wir erst gar nicht erst zu reden. Zum besseren Zusammenleben tragen diese Stadtpanzer also gar nichts bei. Und wer sieht, dass diese Metallmasse beim Schrägparken in den zweiten Parkplatz hinüberragt, ist gewiss nicht der einzige Passant, der sich ärgert. Das Gesetz des Dschungels haben wir ja schon hinter uns gelassen. Es sollte nicht mehr so sein, dass der Stärkere den Kleinen unterdrückt, gleiches Recht für alle. Nach diesem Prinzip sollte es also heißen: Wer mehr Schaden verursacht, wer mehr Treibhausgase ausstößt, wer andere mehr gefährdet, wer mehr Platz braucht als alle anderen, der soll bitte auch mehr zahlen – so ist das in der freien Marktwirtschaft.
Ingrid Steiner-Gashi, Ressort Außenpolitik
CONTRA
Mein persönlicher Eindruck als Autofahrerin in Wien – die übrigens keinen SUV fährt – ist, dass SUV den Verkehr und die Parkplatzsituation absolut nicht stören. Zumindest nicht mehr als kleinere Fahrzeuge, deren Lenker des Parkens nicht mächtig sind und ihre City-Flitzer so abstellen, als wollten sie dafür sorgen, dass davor und dahinter ganz bestimmt kein anderes Auto mehr parken kann.
Die Idee, SUV mit höheren Parkgebühren zu belegen, soll diese Autos generell aus der Stadt verbannen – warum braucht man dort auch so ein großes Auto? Nun ja, in Wien gibt es einige Grätzel, die in den Wintermonaten bei Schneematsch und vereisten Straßen nur mit genügend Kraft unter der Motorhaube gut erreichbar sind. Und das sind just die Grätzel, in denen sich die Bewohner auch einen SUV, also ein Sport Utility Vehicle, leisten können, wie Wien-Döbling zum Beispiel. Wird bei der Diskussion um höhere Parkgebühren für SUV vielleicht auch unterschwellig eine Neiddebatte geführt? SUV-Lenker könnten sich höhere Parkgebühren ohnehin leisten, sehr effektiv wäre diese Maßnahme also nicht. Und wo zieht man die Grenze? Müssen dann auch Kombis, also klassische Familienautos, mehr für den Parkplatz bezahlen, weil sie länger sind? Und wäre es für Zweisitzer dann billiger? Diese Fragen sind eigentlich schon lange beantwortet: In Österreich gibt es bereits motorbezogene Steuern, die die kW-Leistung und Emissionen berücksichtigen. Wer ein größeres, stärkeres Auto fährt, bezahlt also auch jetzt schon mehr.
Birgit Seiser, Ressort Chronik
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