PRO
Jedes Jahr können wir im Kalender 13 Feiertage sehen. Die Mehrheit davon ist christlichen Ursprungs, zum Beispiel Christi Himmelfahrt am kommenden Donnerstag, oder Fronleichnam und Mariä Empfängnis. An diesen Festen gibt es wenig zu rütteln. Aber die Geschäfte haben zu und die Kirchen sind leer. Die große spirituelle Erleuchtung findet an diesen Feiertagen schon lange nicht mehr statt.
Wie hier schon einmal beschrieben, ist es Zeit für eine andere Lösung. Denn in einem Land mit immer mehr konfessionslosen oder andersgläubigen Menschen wirkt die Zahl christlicher Feiertage aus der Zeit gefallen. Man sollte einen Teil von ihnen in gesetzliche Urlaubstage umwandeln. Zusätzlich zum Mindesturlaubsanspruch je nach Kollektivvertrag. Niemand würde also etwas verlieren. Im Gegenteil. Eine solche Lösung würde noch mehr individuelle Urlaubsgestaltung ermöglichen. Wer seinen Glauben an den religiösen Festen zelebrieren will, kann dies dann trotzdem tun – unter Inanspruchnahme eines Urlaubstages.
Und wenn umgekehrt Handel und Produktion pro Jahr z. B. fünf Tage länger laufen könnten: Ist das schlecht? Der Widerstand christlicher Glaubensvertreter ist verständlich. Aber dass Arbeiterkammer und Gewerkschaft dagegen sind, ist auf den zweiten Blick seltsam, vor allem aus ideologischen Gründen. Die derzeitige Regelung der meisten christlichen Feiertage wurde im Konkordat mit dem Vatikan im Jahr 1933 festgelegt. Damals regierte hierzulande ein gewisser Engelbert Dollfuß.
Wolfgang Unterhuber ist Print-Chef
CONTRA
Die Debatte kommt alle Jahre wieder: Österreich und seine gesetzlichen Feiertage, die (im Regelfall) arbeitsfrei bedeuten. Da schlägt’s dann für einen Teil der Arbeitgeberschaft jedes Jahr 13.
Erstens überhaupt und zweitens, weil es 13 über das Jahr verteilte gesetzliche Feiertage sind. Viele davon mit christlich-religiösem Hintergrund in einem bereits sehr säkularisierten Österreich, zugegeben. Aber worum geht es wirklich?
1.) Ums Geld. Feiertagsarbeit hat einen 100-Prozent-Zuschlag. Denn nicht alle unselbstständig Beschäftigten haben am Staatsfeiertag oder zu Christi Himmelfahrt automatisch frei, sondern arbeiten: Pflegekräfte, U-Bahn-Fahrer, Bademeister, Polizisten, Mitarbeiter in der Gastronomie …
2.) Um geschlossene Geschäfte. Diese fehlenden Öffnungstage wirft der stationäre Handel gerne in die Waagschale und bemüht das Argument der rund um die Uhr geöffneten Onlineshops.
Einige Feiertage gehören also abgeschafft, murrt ein Teil der Wirtschaft: 13 Frei-Tage zusätzlich zu zumindest 25 gesetzlich verbrieften Urlaubstagen? Da müsse doch der Schlendrian einreißen. Der muss allerdings ein Gummizwerg sein, dieser Schlendrian, angesichts von mehr als 180 Millionen Mehr- und Überstunden, die die unselbstständig Erwerbstätigen allein im Vorjahr leisteten. 40 Prozent der Arbeitnehmer zeigen Studien zufolge zudem bereits Anzeichen von Burn-out. Das müsste als Alarmsignal eigentlich schon reichen, um die Debatte um angeblich zu viele (freie) Feiertage zu beenden.
E. Holzer-Ottawa ist Chronik-Redakteurin
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