Genau dann nämlich, wenn Menschen, die wochentags kränkeln, sich am Wochenende auf die Ambulanz begeben, weil es ihnen zeitlich zupasskommt, anstatt montags bis freitags den niedergelassenen Bereich aufzusuchen. Dass insbesondere Nicht-Notfälle auf Notfall-Ambulanzen an Randzeiten – gepaart mit dem falschen Selbstverständnis, wofür und für wen Ambulanzen gedacht sind, das System belasten – finanziell wie personell – das ist evident.
Das Gesundheitswesen in seiner jetzigen Form à la longue aufrechterhalten lässt sich nur durch stetes Aufmerksammachen eben genau darauf und durch Änderungen. Die sogenannten Patienten-Ströme ließen sich schnell (um-)lenken, wenn man die Ambulanzgebühr wieder einführt. 55 Prozent der kurier.at-Community sprachen sich diese Woche für Ambulanzgebühren aus. Das Bewusstsein ist also da – die Bezahl- und Refundierungsmöglichkeiten für jene, denen es zusteht, auch. Nur machen muss es jemand – ehe das System kippt.
Johanna Hager, Leiterin der Innenpolitik
CONTRA
Es hat ja schon vor mehr als 20 Jahren so ursuper funktioniert: 250 Schilling sollte damals – so wollte es die erste schwarz-blaue Bundesregierung – zahlen, wer eine Spitalsambulanz besuchte, ohne ein „Notfall“ zu sein.
Doch was war ein Notfall? Rechtlich jedenfalls eine Definitionsfrage, die Ausnahmen überstiegen die Regel dann auch bei Weitem: Mehr als 90 Prozent nämlich waren Erkrankungsgründe, die die Versorgung in einer Spitalsambulanz deckten.
Das würde wohl auch im Jahr 2024 nicht anders sein als 2001, dem Jahr der erstmaligen Einführung einer Ambulanzgebühr in Österreich: Kein niedergelassener Kinderarzt mit Kassenvertrag im Bezirk, aber ein fieberndes Kind zu Hause? – Ambulanz. Sturz der 89-jährigen Mutter mit Blessuren im Gesicht ? – Ambulanz, weil der Hausarzt natürlich kein MRT-Gerät hat, das die Gefahr einer Gehirnblutung ausschließt. Blieben also eigentlich ohnedies nur Männerschnupfen und eingewachsener Zehennagel übrig für Ambulanzgebühren, aber wir wollen ja nicht hämisch werden.
Also bleiben wir bei den Fakten: Verrechnungsaufwand in der Ambulanz und Kontrollbedarf in den zuständigen Stellen der Sozialversicherungsträger, ob ja auch alles richtig zugeordnet wurde, waren damals enorm und wären es auch heute. Das verursacht neue Kosten. Und wir sollten nicht übersehen: Jeder Dienstgeber und jeder Arbeitnehmer zahlt ohnedies monatlich Krankenversicherungsbeiträge in das System ein – und gar nicht so wenig.
Elisabeth Holzer-Ottawa, Chronikredakteurin
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