Olympia zwischen Traum und Trauma

Österreich jammert über nur eine Bronzemedaille. Ein Versuch, diese Bilanz richtig einzuordnen.
Bernhard Hanisch

Bernhard Hanisch

Nur eine Bronzemedaille in Rio? Na und?

von Bernhard Hanisch

über das Jammern nach Olympia

Österreich schaut zurück. Eine Träne verschleiert den Blick. Weil diese eine in Bronze gehaltene Medaille zwar die Nullnummer von London übertrifft, aber längst nicht ausreicht, um auf Wolke sieben der glorreichen Zukunft entgegenzusegeln.

Haben wir versagt?

Wir (= das ist der seltsame Automatismus, dem plötzlichen Zusammengehörigkeitsgefühl von aktiven und Passivsportlern bei Sportgroßveranstaltungen Ausdruck zu verleihen) hätten durchaus noch eine Medaille im Kleinkaliber-Dreistellungskampf holen können. Haben wir nicht. Würde auch nichts ändern. Österreich ist kein Land der kleinkalibrigen Schützen, hätte sich heuchlerisch kurzfristig für eine Sportart begeistert, die vier Jahre lang – mit Verlaub – keine Sau interessiert. Vielleicht hat das früher, vor Jahrzehnten, einmal funktioniert.

Zudem sollten wir auch weniger die nicht vorhandene Siegermentalität (was heißt das überhaupt?) bejammern. Eher umständliches und wichtigtuerisches, für das Land typisches Funktionärs- und Verbandswesen, das vorhandenen Geldern den direkten Weg zu den Aktiven und in die dringend benötigte Infrastruktur verwehrt.

Nur eine Bronzemedaille in Rio? Na und? Die Einmaligkeit der Olympischen Spiele der Moderne ist – selbst dermaßen gigantisch ausgelegt – in der Flut des stets vorhandenen Angebots verschwunden. Rio war warnendes Beispiel. Und das Internationale Olympische Komitee (IOC) verlegt seine Show in Länder, deren Menschen dafür nicht aufgelegt sind. Brasilien hat ganz andere Sorgen. IOC-Chef Thomas Bach sprach dieses Mal bei seiner Schlussrede nicht von "den besten Spielen" aller Zeiten. Nicht einmal der glaubt das noch.

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