Jener Mann, der Nehammers Chef im ÖVP-Parteihaus in Sankt Pölten war, Erwin Pröll als Parteimanager zu Wahlerfolgen führte und als Hardliner gilt. In Fragen der Migrations- und Sicherheitspolitik wird sich die Linie der ÖVP daher nicht ändern. Doch Karner wird mit Nehammer wohl die neue starke Achse des Regierungsteams bilden. Niederösterreichs Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner hat sich gemeinsam mit Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka durchgesetzt.
Das war nicht nur wegen der starken Stellung der ÖVP Niederösterreich innerhalb der Volkspartei so. Mikl-Leitner muss 2023 die nächste große Wahl schlagen und drängte auf eine rasche Lösung in der ungeklärten Kurz-Frage und auf Stabilität in der Regierung. Dennoch sind die Landtagswahlen (und nicht nur die in NÖ) die größte Hürde für Nehammer und sein neues Team. Denn der Höhenflug, der unter Sebastian Kurz in der ÖVP 2017 eingesetzt hatte, führte der Reihe nach zu großen Wahlerfolgen in den Ländern. Nehammer kann sich nun darauf einstellen, schwierige Wahlergebnisse in Serie erklären zu müssen. Niederösterreich, Salzburg, Tirol, Kärnten, eventuell die Bundespräsidenten-Wahl. Wenn es nach unten geht, wird der Bund schuld sein.
Nehammer muss also versuchen, die ÖVP bis dahin auf Erfolgskurs zurückzubringen. Dass er nun Tabula rasa gemacht hat, ist eine Voraussetzung dafür. Auf die nun abgewischte Tafel kann er neue Kapitel schreiben: entschlossenes, professionelles Pandemie-Management, mehr Sicherheit für Eltern und Kinder im Schulwesen und ein stärkeres Zugehen auf politische Mitbewerber, vor allem auf die Grünen in der Regierung. Gleichzeitig wird man von ihm erwarten, grüne Alleingänge wie beim Lobautunnel zu verhindern. Es wird Zeit, wieder echte Politik zu machen.
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