Doch die Sache hatte von Anbeginn einen Haken. Denn das Gas aus Russland wird über die Ukraine nach Österreich befördert. Der Vertrag dazu endet 2024. Danach will die Ukraine kein russisches Gas mehr Richtung Westen durchleiten, sagte der Chef des staatlichen ukrainischen Energiekonzerns Naftogaz am Sonntag. Für Österreich, Ungarn, die Slowakei und Slowenien ist das eine schlechte Nachricht. Sie sind nach wie vor auf russisches Gas angewiesen und die möglichen Lieferrouten sind begrenzt. „Nord Stream 1“ ist nach Explosionen zerstört, durch die „Jamal“-Pipeline in Polen fließt auch kein russisches Gas mehr. Bleibt noch die Route über die Türkei. Damit wäre Europa aber zusätzlich zu Putin von Erdogan abhängig. Sich hier anzustellen, würde – diplomatisch gesagt – zudem für Aufsehen sorgen. Denn die EU will ab 2027 keine fossile Energie mehr aus Russland einführen.
Und jetzt? Die Opposition kritisiert die Regierung, weil die nichts tue, um die Gasversorgung Österreichs sicherzustellen. Die jüngsten Gas-Funde im Weinviertel sind dabei nur ein Tropfen auf dem heißen Stein und nicht die Lösung, wie dies die FPÖ suggeriert. Die für die Energieversorgung zuständige Ministerin Leonore Gewessler versucht zu beruhigen und verweist auf getroffene Maßnahmen wie die strategische Reserve. Man könne zudem heute noch nicht wissen, welche Auswirkungen ein Transitstopp im Detail haben würde. Die OMV kann (staatlich subventioniert) zusätzliche Lieferungen aus Norwegen mobilisieren, für den gesamten Verbrauch reicht das aber nicht. Sicher ist, ohne Gas aus Russland würden die Energiepreise europaweit erneut steigen (samt Inflation), zudem wäre die Produktion in der Industrie gefährdet. Es gibt nur zwei Möglichkeiten. Entweder Österreich und die anderen betroffenen Länder verhandeln mit der Ukraine über eine Verlängerung des Transits – oder der Krieg hört plötzlich auf. Beides ist eher unwahrscheinlich.
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