Österreichs oberste Wirtschaftsforscher haben ihre Prognosen nach unten revidiert. Die weltweite Flaute und der Ukraine-Krieg lösen entgegen der Prognose vom Juni nun doch auch hierzulande eine Rezession aus.
Wobei man die Zahlen freilich relativieren muss. Mit minus 0,8 Prozent (Wifo) beziehungsweise minus 0,4 Prozent (IHS) wird das Bruttoinlandsprodukt (BIP) nicht dramatisch einbrechen. Richtige Krisen sehen anders aus. Vor drei Jahren krachte die Wirtschaft wegen Covid um 6,6 Prozent nach unten.
Es gibt jedoch ein Problem: Die Inflation ist noch immer viel zu hoch. Der beste Weg, das kapitalistische System zu zerstören, besteht darin, die Währung zu entwerten, sagte der kommunistische Putschist Wladimir Iljitsch Lenin einmal. Stimmt. Eine hohe Inflation sorgt dafür, dass die Grundsätze der Ökonomie auf den Kopf gestellt werden. Wer spart, wird bestraft, wer Schulden hat, wird belohnt.
Die gesellschaftspolitische Konsequenz daraus darf man nicht unterschätzen. Wenn der Gasthausbesuch, der tägliche Einkauf und Wohnen (samt Energiekosten) immer teurer werden, zerstört das den Glauben an die politischen Entscheidungsträger und macht die Menschen empfänglich für vermeintlich einfache und radikale Lösungen. Die aktuellen Polit-Umfragen hierzulande und in Deutschland zeigen das eindrücklich. Rechte und linke Populisten haben Hochkonjunktur. Nur: Die einfache simple Lösung existiert nicht, und die Ausgangslage ist herausfordernd. Was die Geldpolitik der Europäischen Zentralbank betrifft, so dürfte die Rezession all jenen Politikern und Experten Auftrieb geben, die weiteren Zinserhöhungen skeptisch gegenüberstehen. Doch es wäre völlig falsch, wegen der Konjunkturdelle jetzt den Kampf gegen die Inflation aufzugeben. Bis höhere Zinsen ihre volle Wirkung erzeugen, dauert es erfahrungsgemäß bis zu eineinhalb Jahre. Die EZB hat aber überhaupt erst vor etwas mehr als einem Jahr mit der Bekämpfung der Inflation begonnen.
Die ersten Erfolge haben sich mit der europaweit leicht zurückgehenden Inflation bereits eingestellt. Jetzt muss man den beschrittenen Weg konsequent weiter verfolgen. Ein Blick in die Wirtschaftsgeschichte zeigt: Zinserhöhungen münden fast immer in Rezessionen. Sie müssen es sogar, um die Inflation nachhaltig niederzuringen und somit nachhaltige wirtschaftliche – und politische – Verwerfungen zu verhindern.
Es ist eine Illusion, zu glauben (und den Bürgern den Eindruck zu vermitteln), eine hohe Inflation ließe sich besiegen, ohne das Wirtschaftswachstum nach unten zu drücken. Preisstabilität wiederherzustellen hat einen Preis. Der muss jetzt leider gezahlt werden.
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