Geben wir gerade unsere gleichberechtigte Kultur auf?

von Dr. Martina Salomon

über "Maßnahmen" gegen sexuelle Übergriffe

Haben wir das richtig gelesen? "Frauen sollten nachts generell in Begleitung unterwegs sein, Angst-Räume meiden und in Lokalen keine Getränke von Fremden annehmen. Das war früher so und wird auch in Zukunft weiter so sein." Nein, das hat weder der türkische Präsident noch ein saudiarabischer Scheich gesagt – sondern der Wiener Polizeipräsident in der Krone. Wie bitte? Zuerst werden jahrelang alle Probleme in der Stadt schöngeredet, und jetzt sollten Frauen lieber nicht allein ausgehen. Könnte es sein, dass wir schleichend die mühsam errungene freie, gleichberechtigte Kultur gerade wieder aufgeben?

Dem ersten Schritt werden weitere folgen: Keine Miniröcke mehr, das könnte Männer provozieren. Nicht allein in einer Bar sitzen, man könnte als Prostituierte betrachtet werden. Getrennter Schulunterricht, damit sich die Geschlechter gegenseitig nicht verwirren. Neue Prüderie (die auch bei manchen Feministinnen gut ankommt). Dolce & Gabbana hat schon die erste Kopftuch-Kollektion entworfen.

Es ist ehrenvoll, den Flüchtlingen ein humanes Österreich vorzuführen. Aber das kann nicht bedeuten, dass wir uns plötzlich archaischen Vorstellungen von vorvorgestern anpassen.

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