Netter Plastiksackerl-Aktionismus

Plastiksackerl- und Pflanzenschutzmittel-Verbot in Österreich bringen Sympathie, fallen aber unter Populismus.
Martina Salomon

Martina Salomon

Im internationalen Vergleich gibt es kaum ein Land, das vorbildlicher seinen Müll trennt. Ende Dezember meldete die Altstoff Recycling Austria AG (ARA) einen neuen Rekord: 645.000 Tonnen Altpapier, 232.500 Tonnen Altglas und 176.200 Tonnen Kunststoffverpackungen wurden gesammelt. Weil Asien und Afrika mit Plastik weitaus weniger verantwortungsvoll umgehen und Millionen Tonnen am Straßenrand verbrannt oder einfach mit dem nächsten Monsun in die Weltmeere gespült werden, ist gerade die österreichische Bevölkerung leicht für Umweltaktivismus jeglicher Form zu gewinnen. Auch dann, wenn es letztlich reinster Populismus ist.

Aber Chemie und Technik gelten hierzulande ohnehin in jeder Form als verdächtig. Man fliegt zwar gerne in den Urlaub, beschwichtigt aber sein Öko-Gewissen mit Stoffsackerl und „Rettet die Biene“-Pickerl am Auto. Dünger und Pflanzenschutzmittel in der Landwirtschaft gelten mittlerweile taxfrei als des Teufels. Daher gibt es allerlei Verbote, mit denen aber leider manchmal das Kind mit dem Bade ausgeschüttet wurde.

So hat das vorschnelle Verbot von Neonicotinoiden (deren unsachgemäße Verwendung tatsächlich gesundheits- und bienenschädlich ist) große Teile der Kartoffel- und Rübenernte durch Schädlingsbefall vernichtet. Kein Problem: Man importiert eben aus anderen Ländern (ohne genau zu schauen, unter welchen Bedingungen dort angebaut wird und welche Folgen das für die heimischen Bauern hat).

Im Kanzleramt fand gestern unter dem Applaus von Umweltbewegungen ein „Plastik(sackerl)-Gipfel“ statt. Netter Aktionismus, aber im weltweiten Kampf gegen Müllproblem und Klimaerwärmung völlig wirkungslos. Außer man sieht Österreich als leuchtendes Vorbild für die Welt. Doch unser Selbstbild und unser tatsächlicher Einfluss dürften da doch ein wenig auseinanderklaffen.

Ministerin Köstinger: "Sackerlverbot erste Maßnahme"

Kommentare