Nestroy goes Amadeus
Bei der Nestroy-Verleihung sind zwei Kapitalfehler passiert
Im Programmheft, das bei der Nestroy-Verleihung verteilt wurde, wird der Autor dieser Zeilen als Juror genannt. Das ist nicht korrekt.Ihr Kolumnist hat dieses Amt aus Protest gegen die Änderungen der Statuten zurückgelegt. Zuletzt war es ja so gewesen, dass eine Kritiker-Jury die Nominierungen festlegte, und die Nestroy-Akademie, bestehend aus bisherigen Preisträgern, die Sieger kürte. Dann wurde das System auf den Kopf gestellt: Nun nominiert die Akademie, und die Jury wählt die Sieger. Das ist nahe an der Farce, weil viele Mitglieder der Akademie nicht in Österreich leben und einige zentrale Aufführungen mit Sicherheit gar nicht gesehen haben.
Als Nicht-Juror kann man also unverdächtigermaßen feststellen, dass bei dieser Verleihung zwei Kapitalfehler passierten: Die musikalischen Aufheiterungen durch Zabine und Roman Gregory, beide nicht gerade als Fixsterne am Theaterhimmel bekannt, waren Ernüchterungen; mit solchen Acts nähert sich der wichtige Theaterpreis dem unwichtigen Amadeus gefährlich an. Und: Bei einem Schauspielerpreis auf Schauspieler als Laudatoren zu verzichten, ist fahrlässig. Robert Meyer, als Moderator auf sich alleine gestellt, hat sich dennoch gut geschlagen.Was vom Nestroy 2012 bleibt: Eine rührende Rede von Heinz Marecek, ein berührender Auftritt von Karlheinz Hackl. Und Unverständnis dafür, dass die mediokre Produktion „Woyzeck“ (Vereinigte Bühnen) den Regie-Preis bekam.
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