Na, wie geht’s uns denn heute?

AUFNAHMETEST FÜR DIE MEDIZINISCHE FAKULTÄT IN WIEN
Den drohenden Ärztemangel muss man ernst nehmen. Aber wirklich chronisch krank ist vor allem das Gesundheitssystem
Bernhard Gaul

Bernhard Gaul

Wie das Amen im Gebet kommt am Tag der Medizin-Aufnahmeprüfung in Wien, Innsbruck, Graz und Wels der Ruf der Politik nach mehr Medizin-Studienplätzen – oder weniger Studienbeginnern aus Deutschland. Am schärfsten diesmal Wiens Gesundheitsstadtrat Peter Hacker, der eine Verdoppelung der Studienplätze verlangt und sagt: „In zehn Jahren werden wir einen Ärztemangel haben, da wird rückblickend der heutige Pflegemangel wie ein kleines Lercherl im Vergleich dazu ausschauen.“ Hacker ist seit fünf Jahren Spitzenpolitiker.

Natürlich muss man die Situation mit dem Ärztemangel ernst nehmen. Wie in nahezu jeder Branche gehen in den kommenden Jahren die Babyboomer in Pension und können kaum nachbesetzt werden. Das Durchschnittsalter der Allgemeinmediziner lag im Jahr 2019 etwa bei 50 Jahren, bei den Fachärzten waren es 52 Jahre. Bis 2025 werden voraussichtlich rund 60 Prozent der Vertragsärzte für Allgemeinmedizin das Pensionsalter erreichen, fasst die EU-Kommission die Situation zusammen. Aber: Österreich hatte 2019 mit 5,3 Ärzten pro 1.000 Einwohner die zweithöchste Rate an Ärzten in der EU, verglichen mit dem EU-Durchschnitt von 3,9. Allerdings ist der Anteil der Allgemeinmediziner im gleichen Zeitraum kontinuierlich gesunken und gehört heute zu den niedrigsten in der EU (14 Prozent aller Ärzte, gegenüber 21 Prozent in der EU im Jahr 2019).

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