Wie die ÖVP für billige Punkte ihr jahrelang geltendes Credo über den Haufen wirft
Die Hausfrau kauft Gemüse, der Hipster genießt sein Frühstück, der Bauer bietet sein Gemüse feil, die Studentin kauft ein veganes Falafel-Sandwich. Und wer Samstagvormittag im Schanigarten den Blick schweifen lässt, erspäht vielleicht sogar die eine oder andere Politikerin.
Das billige Gemüse, die fancy Schanigarten-Plätze, die Kunstgalerie und der Caritas-Shop – mit seinem Angebot ist der Brunnenmarkt der meistbesuchte und wahrscheinlich inklusivste Ort Wiens. Und wird deshalb normalerweise als Paradebeispiel herumgereicht: für gelungenes Miteinander, für cooles, migrantisches Unternehmertum, für exotisches Weltstadt-Flair und gelebte Integration.
Am Brunnenmarkt ist die migrantische Bevölkerung nicht nur geduldet. Es ist schick, sich am Brunnenmarkt und am angrenzenden Yppenplatz zu zeigen. Man gilt dann als kosmopolitisch.
In geltender ÖVP-Logik müssten die syrischen Marktstandbesitzer, auf die es der Wiener ÖVP-Chef Karl Mahrer in seinem jüngsten Video abgesehen hat (der KURIER berichtete), eigentlich ein positives Beispiel sein.
Ein Ausländer, der sich nicht in der sozialen Hängematte ausruht, wie das die ÖVP sonst gern erzählt. Sondern einer, der arbeitet, Steuern zahlt.
Der sein Leben selbst in die Hand genommen hat und vielleicht sogar Arbeitsplätze schafft. „Integration durch Leistung“ – erinnert sich noch jemand daran? Das war das ÖVP-Credo der vergangenen Jahre – und scheint heute keine Gültigkeit mehr zu haben.
Unter Karl Mahrer wollte sich die ÖVP in Wien als „konstruktive Oppositionspartei“ gerieren. Aber konstruktiv ist an der Politik dieser ÖVP schon länger nichts mehr. Mit seinen Videos von angeblich gefährlichen Hotspots (Mahrer in Favoriten, Mahrer an der U6 Josefstädter Straße) fördert Mahrer das Gegeneinander. Er agiert ohne Anlass destruktiv – und offen rassistisch.
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