Wer will schon fliegen, wenn er Zug fahren kann

Wer will schon fliegen, wenn er Zug fahren kann
Besonders bei Bahnreisen mit Begegnungen.
Anja Kröll

Anja Kröll

Ich bin ein Eisenbahnerkind. Großvater mütterlicherseits Eisenbahner. Vater auch Eisenbahner. Da fährt man schon genetisch bedingt gerne Zug. Besonders in der Urlauber-Reisezeit. Also der echten, mit echten Touristen aus fernen Ländern. Prä- oder Post-Corona weiß man zwar zurzeit nie so genau, aber umso mehr freut man sich über andersklingende Menschen im Zug. Und seien es „nur“ Bayern, die in Salzburg im Railjet mit Destination Wien neben einem Platz nehmen. Genauer gesagt drei Mädels mit drei rosa Trolleys. Kombiniere: verlängertes Wochenende in der österreichischen Metropole voraus.

In meiner Jugend gab es ja noch Interrail. Vor einer Zeit, als Fliegen um 18 Euro nach Madrid, Rom oder Paris normal war. Der Zug war unser Traum. Die große Unabhängigkeit und das Loslösen von daheim hatten den Klang von „Fahrscheinkontrolle bitte.“ Multilingual angepasst halt.

Multilingual klang auch das bayrische Trio, als es verkündete: „Mädels, jetzan ess ma unser Brotzeit!“ Schön, dachte ich, da fährt man Zug und reist gedanklich dank nur eines Satzes in den Münchner Biergarten mit Weißwurst und ana Halben. Aber in Wels nahm die Biergarten-Idylle ihr abruptes Ende. „Auf Nacht gemma dann geil Fooden und dann nehmen wir uns was zum Snacken mit. Und am Samstag checken wir die Bars ab.“

Die Gedankenreise war jäh unterbrochen. Alle blau-weiß-karierten Tischtücher und weißen Weißwursttöpfe aus dem Kopfkino gelöscht. Zurück blieben einzig diffuse Papierschachteln mit Food vor deminneren Auge. Habe dann beschlossen, sofort den Fahrplan nach München zu „checken“. Für real life adventure. Der Vorteil eines Eisenbahnerkindes:

Fahrplan kann ich.

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