Und täglich grüßt der Autofahrer
Ich habe mich geirrt. Bei der ersten Vorstellrunde meines Bergdorfs habe ich Ihnen erklärt, dass die Einheimischen daran zu erkennen sind, dass sie beim Autofahren einen Finger hinter dem Lenkrad ganz langsam zum Gruß heben. Quasi Superzeitlupen-Zeigefinger. Pamela Anderson lief damals in Baywatch in einem recht ähnlichen Tempo über den Strand. Nur tragen die Einheimischen in meinem Bergdorf seltener rote Badeanzüge. Gut, das mit den Badeanzügen stimmt immer noch. Durch empirische Feldforschung bei Hitze in den vergangenen Wochen eindeutig belegt.
Aber die Grußformen sind deutlich diffiziler. Denn neben dem Superzeitlupen-Zeigefinger finden sich hinterm Steuer weitere Gruß-Typen. Da wäre etwa der Kopfnicker. Eigentlich noch cooler als der Zeigefinger. Hebt und senkt das Haupt mit solch einer Arroganz und Lässigkeit, dass man selbst den eigenen Kopf verrenken muss, um zu erkennen, wer das nun war. Gefolgt vom Speed-Winker. Taucht dieser vor einem auf der Straße auf, schießt die Hand des Autofahrers reflexartig nach vorne und vollführt wild Winkbewegungen. So heftig, dass sich ein Handytelefonat am Steuer verkehrssicherheitstechnisch ziemlich sicher auf einer Ebene bewegt.
Typ drei, da ordnet man sich selbst am ehesten ein: „War das nicht, ich glaub’, könnte sein, dass ...“ Ist so konzentriert beim Autofahren, dass grüßen und gegrüßt werden nur zeitverzögert möglich ist. Wird allerdings vom schlechten Gewissen befallen, wenn einem jemand Zeigefinger, Kopfnicker oder Winkbewegung vormacht, und will reflexartig reagieren. Was in einer Mixtur aus Zeigefinger, Kopfnicker UND Winkbewegung in einem endet. Und stets derselben Fragen an mich selbst: Wer war das jetzt noch mal?
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