Wer beim Pokern die bessere Hand hat

Wer beim Pokern die bessere Hand hat
Die Liebe zur Sprache und das Spiel mit den Worten zeigt sich in diesen bewegten Tagen im Iran besonders deutlich.
Laila Docekal

Laila Docekal

Schon lange vor der aktuellen Revolutionsbewegung im Iran habe ich an dieser Stelle schon über die Redensarten in der persischen Sprache geschwärmt. Literatur und darstellende Künste gehören zu den meistbelegten Studienrichtungen im Iran. In dem Land haben mehr als 50 Prozent einen akademischen Abschluss und auf den Universitäten gibt es sogar eine eigene Männerquote, nachdem Frauen über 60 Prozent der Studienplätze belegen.

Jedenfalls zeigt sich die Liebe zur Sprache und das Spiel mit den Worten in diesen bewegten Tagen besonders deutlich. Und so richten die Menschen dem Regime, das die Bildungselite als Bedrohung sieht, über künstlerische Wege Nachrichten aus. Mahdi Mirhosseini ist im Iran etwa, was wir hier gerne als Poetry Slammer bezeichnen – er dichtet und schreibt Reden. Er veröffentlichte ein Video mit folgendem Text: „Er hat gesagt, wem das nicht gefällt, der soll zusammenpacken und gehen. Doch er wusste nicht: Wenn du den Wald anzündest, fliehen die Bäume nicht. Denn: Sie haben ihre Wurzeln in dieser Erde. Sie bleiben und brennen, aber sie fliehen nicht.“ 

Der beliebte Schauspieler Mohammad Omrani vergleicht die aktuelle Situation in einem Video an die Mullahs mit einem Poker-Spiel: „Diesmal verlierst du. ... Die Menschen bluffen? ... Nein, das können sie nicht so wie du. Sie haben eine sehr gute Hand. Woher ich das weiß? Du kannst keine vier Asse haben, denn sie haben mindestens eines. Vier Könige hast du auch nicht, denn einer wurde verbrannt. Du hast nur vier Buben. Und mit denen kommst du nicht weit. ... Fürchte dich, wenn vier Königinnen zusammenkommen. Diese Hand gewinnen sie.“ 

Rückenwind bekamen die Königinnen dieser Tage vom Time-Magazine, das die iranischen Frauen zu den Heldinnen des Jahres ernannte.

laila.docekal@kurier.at

Kommentare