Von Ladenhütern und dem Wunsch, einmal Erster zu sein

Dandelion 2
Das Gefühl, dass einen niemand haben möchte, ist kein schönes.
Marco Weise

Marco Weise

Wer?! Will?! Mich?! Das fragte einst die „Tiermutti“ der Nation, Edith Klinger (selig!), die TV-Zuseher und hielt dabei süße, aber verstoßene Katzerln in die Kamera. Miau! Und Abgang. Das war zwar herzig, aber nicht jedes Viecherl wurde auch erfolgreich vermittelt. Für den „Sascha aus Italien, mehr Whippet als Jagdhund“ oder den „Maxi, ein Boxermischling“ musste Klinger in der Folgesendung noch einmal Werbung machen, weil niemand für „die Armen“ angerufen hat.

Das Gefühl, dass einen niemand haben möchte, ist kein schönes. Ich erinnere mich in diesem Zusammenhang an den Sportunterricht in der Schule. Während ich als Sportskanone immer schnell einmal in ein Team gewählt wurde, standen einige (es waren fast immer die gleichen Mitschüler) lange Zeit in der Reihe. Wer am Ende übrig blieb, war ein Verlierer: „Mit dem spielen wir nicht!“. So funktioniert Mobbing im Kindesalter.

Was für Tiere und Menschen gilt, gilt natürlich auch für Bücher. So habe ich kürzlich in einem Ö1-Beitrag erfahren, dass in der Zentrale der Grazer Stadtbibliothek 3.000 von 65.000 Büchern noch nie (!) ausgeborgt wurden. Auch in Wien – so war es im KURIER von Mittwoch zu lesen – warten zahlreiche Bücher schon ewig auf ihr erstes Date mit einer Leserin, einem Leser.

Warum das „Handwörterbuch des Rätoromanischen“ und das linguistisch-ethnografische Lexikon „Sprachen und Völker der Erde“ noch nie aus der Hauptbücherei entlehnt wurden, ist nachvollziehbar. Aber warum sich noch niemand das Buch „Wie bissig ist der Löwenzahn? Tier- und Pflanzennamen und was dahinter steckt“ nach Hause geholt hat, ist mir ein Rätsel. Das muss sich ändern: Wollten Sie nicht schon immer einmal Erster sein? Jetzt ist Ihre große Chance gekommen.

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