Ungewollt freizügige Einblicke

Ungewollt freizügige Einblicke
Bevor man es wagt, jemanden auf seine schiefe Optik anzusprechen, rattert es zuerst einmal im Gehirn.
Laila Docekal

Laila Docekal

Ob Petersilie zwischen den Zähnen oder ein offenes Hosentürl: Bevor man es wagt, jemanden auf seine schiefe Optik anzusprechen, rattert es zuerst einmal im Gehirn (Ui, da stimmt doch was nicht!). Zunächst wird die Irritation eingeordnet (Wie schlimm ist es?), gefolgt von einem vorsichtigen Abwägen, ob man die Person dezent darauf hinweisen oder einfach ihrem Schicksal überlassen will. (Ist er/sie mir sympathisch?) Schließlich gilt es, diskret, aber deutlich einen Hinweis zu geben. Meist in Form von: Ähh, du hast da ... in Kombination mit aufgerissenen Augen und einem dezenten Fingerzeig.

Manchmal ist die Irritation so groß, dass die Reaktion länger dauert. Etwa als bei einem Kaffee mit Freundinnen eine adrette Dame in einem hautengen Kleid vorbeispazierte. Beim Blick auf ihre Rückseite trauten wir unseren Augen nicht: Ihr Kleid war von unten rauf bis zum Kreuz aufgerissen und gab den Blick auf ihren Po mit einem Nichts von Unterwäsche preis. Sie stolzierte selbstbewusst mit einem Mann an ihrer Seite den Weg entlang.

Der muss das doch gesehen haben! War das vielleicht sogar Absicht? Sollen wir ihr etwas sagen? Bevor wir wieder unsere Fassung erlangt und entschieden hatten, die arme Frau zu informieren, war sie weg.

Etwa eine Stunde später, die Aufregung hatte sich gelegt und wir hatten die Frau fast vergessen, kam sie wieder an uns vorbeispaziert – ihr Hinterteil war noch immer entblößt. Meine Freundin eilte ihr hinterher und überbrachte die peinliche Botschaft.

Die Frau griff sich an den Po, schrie auf und ihr Begleiter warf sogleich sein Sakko schützend um ihre Hüfte. Ich weiß nicht, wie viele weit aufgerissene Augen das Paar in der Zwischenzeit übersehen hat, aber je unangenehmer der Lapsus, desto deutlicher muss wohl der Hinweis sein.

laila.docekal@kurier.at

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