Sind wir jetzt schon alle toxisch?
Wer den Begriff auf Google eingibt, findet mehr als drei Millionen Einträge, in denen einem erklärt wird, was toxische Menschen sind, wie man sie erkennt und ob man vielleicht sogar selbst dazugehören könnte (!?).
Als man im Alten Griechenland und im Alten Rom von toxikon, bzw. toxicum sprach, meinte man damit noch (Pfeil)-Gift. In der Medizin beschäftigt sich die Toxikologie seit etwa 1700 n. Chr. mit der Lehre von Giften, ihrer Wirkung auf den Organismus und deren Behandlung.
Menschen als toxisch zu bezeichnen, hat sich erst mit Britney Spears und ihrem „Toxic“ aus dem Jahr 2003 im breiten Sprachgebrauch etabliert. In ihrem Hit besingt Spears ihren süchtig machenden Lover, der sie in seinen Bann zieht, aber ihr gleichzeitig nicht gut tut. Das Oxford Dictionary kürte „toxisch“ 2018 sogar zum Wort des Jahres.
Inzwischen bekommt jeder und alles mit unangenehmen Begleiterscheinungen den Stempel toxisch verpasst. Das trifft Menschen und Beziehungen zu Liebespartnern, Freunden und Eltern genauso wie das Arbeitsklima oder die pauschal verortete toxische Männlichkeit, zu der sich spätestens seit Heard der toxische Feminismus gesellt hat.
Keine Frage, Machtspiele und emotionale wie körperliche Verletzungen müssen beim Namen genannt und verurteilt werden. Auch, wenn toxisch in diesem Fall eine passende Bezeichnung für Menschen mit giftigem Verhalten ist: Die inflationäre Verwendung verwässert den eigentlichen Sinn dahinter.
Für die breite Masse der als toxisch bezeichneten Menschen gibt es bei uns außerdem ein viel besseres Wort: Ungustln.
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