Die perfekte Wassermelone
Mein Vater gehört zu jener Sorte, die aus der Suche nach der perfekten Wassermelone eine Wissenschaft machen. Dazu gehört, zuerst einmal einen kritischen Blick aufzusetzen. Dann schnappt er sich ein Exemplar, dreht, wendet es und riecht daran, bevor er anfängt zu klopfen. Zuerst fest, dann leicht und dann noch einmal fest, während er mit dem Ohr näher rangeht.
Manchmal legt er die Melone gleich wieder weg, holt sich die nächste, schaut, riecht, klopft, legt sein Ohr an, klopft wieder und wieder ... eine Weile ist es faszinierend ihm zuzusehen, aber irgendwann schmeiße ich die Nerven: Biiitte mach kein Forschungsprojekt daraus! Dann greift er zu scheinbar irgendeinem Exemplar – an Geschmack und Konsistenz ist nur selten etwas auszusetzen.
Auf mich alleine gestellt, habe ich das Ritual meines Vaters schon viele Male imitiert – ahnungslos, worauf ich überhaupt achten soll. Nicht selten endete meine Suche mit einem enttäuschenden Ergebnis. Am schlimmsten war die Melone, deren Schale dicker war als das geschmacklose Fruchtfleisch.
Apropos Frucht: Es sei hier daran erinnert, dass Melonen nicht als Obst gelten, sondern als Kürbisgewächs genau genommen zum Gemüse zählen.
Jedenfalls haben mich die Beobachtung meines Vaters und die Erfahrung inzwischen gelehrt, worauf es bei der Suche ankommt: Je gelber der Feldfleck, desto reifer ist die Wassermelone – die Farbe der Schale ist dabei egal. Reife Melonen sind schwerer als unreife. Und wenn sie dumpf klingt, ist sie meist mehlig.
Bei Honig- und Zuckermelonen tu ich mir übrigens leichter: Je süßer sie am Stielende riechen, desto besser. Aber Garantie gebe ich keine – dazu müsste ich noch ein paar Mal mit meinem Vater einkaufen gehen.
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