Kribbeln im Schnee
Um diese Zeit sieht man sie sonst jedes Jahr: aufgeregte Kinder, die mit Gepäck um einen Bus stehen, den Eltern noch schnell ein Küsschen geben, um dann in ihre Wintersportwoche abzurauschen. Ich erinnere mich noch genau an dieses Kribbeln im Bauch, eine Woche ohne Familie, eine Woche nur mit Schulfreunden zusammenpicken. Und eine Woche Not und Elend im Kampf gegen den Schnee.
Es war immer ein Abenteuer: Duschen am Gang, Gemeinschaftszimmer und die ganz spezielle Verpflegung, die man sein Leben lang mit Jugendherbergen verbindet. Auf der Piste ging’s ans Eingemachte: Jeder musste sein Können vorzeigen und wurde in eine von fünf Gruppen eingeteilt. Meine Eltern, die mit Wintersport nichts anfangen konnten, hatten mich vorab mit ein paar Skilehrer-Stunden darauf vorbereitet. Prompt wurde ich als gute Fahrerin eingestuft. Ich war wohl ein Naturtalent!
Zu früh gefreut.
Nachdem ich den restlichen Vormittag mehr auf der Piste lag als sie zu bezwingen, versetzte man mich noch am selben Tag in die letzte Gruppe. Anfängerin. Stimmte ja auch. Die Motivation war aber dahin.
Die Wetterlage mit Schnee und Wind, sowie vereiste Pisten taten ihr übriges. Statt im Bauch kribbelte es von Kopf bis Fuß – vor Kälte. Ich hatte mir ein paar blaue Flecken geholt und der Gedanke ans Schleppliftfahren bereitet mir noch heute Schaudern. Immerhin hatte ich viel zu lachen – mit Freundinnen, deren Talent etwa auf meinem Niveau lag.
Wie es ist, bei Sonnenschein und Pulverschnee Skifahren zu gehen, habe ich erst viele Jahre später zu schätzen gelernt. Trotzdem erinnere ich mich gerne zurück an diese Tage mit der Schule. Und wünsche den Kindern, denen diese Erfahrung wegen der Pandemie versagt wurde, die Chance, dieses Kribbeln nachholen zu können.
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