Kann Dorfleben süchtig machen?

Kann Dorfleben süchtig machen?
Wie romantisch darf man das Dorfleben finden? Es kommt auf die Würze an
Anja Kröll

Anja Kröll

Landliebe. Wer am Sonntag den KURIER aufmerksam gelesen hat, dem wird auch folgende Seite mit dem schönen Titel: „Süchtig nach Dorfleben“ nicht entgangen sein. Darin drehte sich alles um ein sogenanntes Legeplättchen-Spiel, das die Adaption des PC-Spiels „Dorfromantik“ ist.

So weit, so spielerisch. Die Frage bleibt: Kann Dorfleben tatsächlich süchtig machen? Drei Jahre nach der Pandemie, in der alle raus aus der Stadt und rein in die Natur wollten, ist offenbar die Zeit gekommen, um Bilanz zu ziehen.

Oder ist der Kipppunkt bereits erreicht? Haben alle Stadtauszügler nun Katerstimmung am Land, erzeugt von zu viel frischer, klarer Bergluft? Und nun wieder eine neu-alte Sehnsucht nach zentraler Erreichbarkeit und kultureller Fülle der Stadt?

Zu viel Dorfromantik erzeugt jedenfalls kritische Töne. Auch an dieser Stelle. So manch einer warf Ihrer Kolumnistin schon vor, zu blauäugig mit dem Dorfleben umzugehen. Dorfromantisierung auch abseits von Legeplättchen-Spielen sozusagen.

Nein, im Bergdorf ist gewiss nicht alles perfekt. Aber es ist halt schon sehr gut. Und warum muss immer das Haar in der Suppe gesucht werden, wenn der Grundgeschmack passt?

Klar, ein wenig nachsalzen könnte man an der etwas antiquierten Einstellung zur Rolle der Frau.

Nachpfeffern oftmals beim Blick über den Tellerrand. Suppengrün beim offenen Zugehen auf Dinge, die nicht immer schon so waren. Und für die nicht gilt: „Das hamma immer schon so gmacht.“

Aber das Grundrezept fürs Dorf-Feeling ist ein gutes: Zusammenhalt, Gemeinschaft, das Wir vor dem Ich.

Meistens. Es kommt eben auf die Feinwürze an.

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