Digital Detox am Strand und Diskussionen über Wildschweine
Der Urlaub begann mit einem Vorsatz: Digital Detox. Also möglichst wenig das Handy in der Hand halten, eMails ignorieren und WhatsApp stumm schalten. Die obligatorische Nachricht an die Mama, mit einem schönen Urlaubsfoto und dem Hinweis, dass man gut angekommen sei, war aber natürlich erlaubt.
Zum einen hätten die Eltern andernfalls keine entspannte Woche gehabt (so erwachsen können ihre Kinder gar nicht sein), zum anderen bin ich familiär vorbelastet. Einst dachte meine Oma, wir seien in der Türkei entführt worden, und war kurz davor, die Botschaft einzuschalten. Dabei hatten meine Eltern sogar pflichtschuldig bei ihr angerufen (das war noch vor Whatsapp), aber laut Oma war die Verbindung so schlecht, dass sie davon überzeugt war, die Entführer hätten meinen Vater in einem Versteck mit schlechtem Empfang zu dem Anruf gezwungen.
Auch der Nachrichtenkonsum wurde im Urlaub drastisch eingeschränkt. Nach den ersten Entzugserscheinungen funktionierte das eigentlich ganz gut. Die Themen, die abseits der gröberen Krisen zu unserer Urlaubscrew durchgedrungen sind, waren nicht sonderlich zahlreich. Konkret gab es nur eines, das eingehend diskutiert wurde. Ein Löwe in Berlin, der wundersamerweise zu einem Wildschwein mutiert, interessiert einen auch in Kroatien am Strand.
Wem selbst solche nachrichtlichen Skurrilitäten zu viel sind, der ist auf Ulko-Tammio gut aufgehoben. Finnland will dort die erste handyfreie Insel der Welt etablieren. Besucher werden ermutigt, nur die Natur zu genießen und das Smartphone überhaupt nicht aus der Tasche zu holen. Das digitale Fasten würde Angstzustände oder Depressionen lindern.
Und noch einen Vorteil hat es, wenn man sich mehr mit der Natur beschäftigt: Man hat keine Probleme damit, einen Löwen von einem Wildschwein zu unterscheiden.
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