Man will es der ÖVP schwer machen

Die FPÖ geht wenig überraschend in Koalitionsverhandlungen mit der ÖVP. Dort will man sich so teuer wie möglich verkaufen. Das lehrt die Erfahrung aus dem Jahr 2000.
Stefan Kaltenbrunner

Stefan Kaltenbrunner

Die Freiheitlichen wollen sich nicht wie im Jahr 2000 über den Tisch ziehen lassen.

von Stefan Kaltenbrunner

über die ÖVP/FPÖ-Koalitionsverhandlungen

Dass die Freiheitlichen in Koalitionsverhandlungen mit der ÖVP gehen, war wohl absehbar, die schwarzen Sondierungsgespräche mit Kern, Strolz und Pilz dürfen eher als freundliches, aber unverbindliches Wortegeplänkel bewertet werden. Die Geschwindigkeit, die Kurz und Strache an den Tag legen, lässt fast schon vermuten, dass sich die beiden Parteien schon länger im Wort sind und dass man die Verhandlungen so schnell wie möglich über die Bühne bringen wird.

Es laufen bereits die ersten Wetten, dass der Koalitionspakt in drei, vier Wochen unter Dach und Fach ist. Freilich lässt sich das auch positiv bewerten, je schneller eine tragfähige Regierung im Amt ist, desto besser, egal wie man jetzt zu dieser neuen Konstellation auch stehen mag. Der Souveräne hat die Mehrheitsverhältnisse klar definiert. Natürlich mussten Heinz-Christian Strache und Herbert Kickl in der heutigen Pressekonferenz mehrmals forsch betonen, dass man es der ÖVP nicht leicht machen wird, dass man Anstand und Respekt und Verhandlungen auf Augenhöhe einfordern wird.

Die Freiheitlichen sprechen hier aus leidvollen Erfahrungen. Wolfgang Schüssel hat die völlig naiven Blauen in ihrer Machtgier, damals noch von Jörg Haider angeführt, bei der ersten Auflage von Schwarz/Blau im Jahr 2000 nach Strich und Faden über den Tisch gezogen. Wie das schlussendlich für die FPÖ, inklusive Spaltung, ausgegangen ist, ist hinlänglich bekannt. Dass sich die Geschichte wiederholt, ist wohl auszuschließen, Kurz wird sich hüten, die FPÖ nicht ernst zu nehmen. Auf den letzten Metern in seinem akribisch durchgeplanten Durchmarsch ins Kanzleramt wird er sich wohl in den Verhandlungen auch keine großen Patzer mehr erlauben. Zumal die Schwarzen sehr wohl wissen, dass Strache immer noch einen Zusammenschluss mit den Roten im Talon hat. Das mag zwar aus heutiger Sicht als komplett unwahrscheinlich klingen, aber wer hätte im Jahr 2000 geglaubt, dass der Zweite den Dritten zum Kanzler macht.

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