Und ausgerechnet jene, die Millionen geimpfter Österreicher zum Hausarrest verdonnerten, spazierten fast geschlossen – vom Bundespräsidenten über den türkisen Kanzler und den grünen Gesundheitsminister bis zur roten Oppositionsführerin – über den Red Carpet.
Munter wie eh und je wurden kameratauglich die Spendentelefone abgehoben und Interviews ohne Sicherheitsabstand geführt. Im „Ballroom“ des ORF, den man von „Dancing Stars“ kennt, saßen Promis und solche, die gerne welche wären, dicht an dicht. Masken? Fehlanzeige. Dass irgendwann die Finalisten der jüngsten „Starmania“-Staffel auftraten und einander (und einigen Tänzern) aus nächster Nähe ins Gesicht sangen, war da auch schon egal. Aerosole, was ist das?
Rechtlich einwandfrei
Rein rechtlich, war man bemüht zu betonen, sei das alles einwandfrei. Vor dem ORF-Zentrum am Küniglberg wurde eifrig kontrolliert und getestet und außerdem sei man ja beruflich da – und in diesem Fall gelte, wer weiß es nicht, ja nur 3-G. Das ist richtig. (Und wäre dem nicht so, wäre der Skandal ein noch größerer.)
Die Vorbildwirkung bleibt verheerend. Dass man sich für die gute Sache versammelt hat, ändert an der Beurteilung nichts: Das Virus macht sich wenig aus Karitativem. Alle Fachleute, die seit Tagen warnen, dass ein wirksamer Lockdown nicht am 13. Dezember enden könne, sondern länger und strenger eingehalten werden müsse, würden das gerne bestätigen. Wahrscheinlich waren sie aber nicht zur Gala geladen.
Es gibt Alternativen
Alternativen hätte es übrigens gegeben. Der ORF sollte in knapp zwei Jahren Pandemie gelernt haben, wie man eine würdevolle Veranstaltung ohne Publikum und mit zugeschalteten Gästen konzipiert.
Dass nicht nur im „Ballroom“, sondern auch auf den Straßen eher der Schlendrian als der Lockdown regiert, ist ärgerlich und selbstzerstörerisch. (Je lascher die Vorschriften befolgt werden, desto länger werden die Maßnahmen nötig sein.) Verwundern darf es angesichts der Signale, die das öffentliche Österreich sendet, aber niemanden.
Zeitgleich hat übrigens gestern im nächsten Bundesland – in Niederösterreich – die Intensivbettenauslastung der Spitäler die systemkritische Grenze überschritten.
Es wäre wieder mal Zeit für eine Entschuldigung.
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