Was muss denn noch alles passieren, dass sich die Kirche, deren Ziel das Heil der Menschen ist und nicht deren Verderben, auf ihre Wurzeln zurückbesinnt. Hundertfacher, ja tausendfacher Missbrauch wurde in vielen Ländern mittlerweile nachgewiesen. Ein „Mea Culpa“ vernimmt man selten, womit die Opfer ein zweites Mal durch die Hölle geschickt werden.
Mit schlechtem Beispiel ging da eben der emeritierte Papst Benedikt XVI. voran. Nach anfänglichem Lügen musste er dann doch eingestehen, in seiner Zeit als Erzbischof von München und Freising einen Priester unter seinen Fittichen gehalten zu haben, der sexuelle Übergriffe getätigt hatte. Der Rest ist gleichermaßen peinlich wie unfassbar: Der Täter sei „als Exhibitionist aufgefallen“, schreibt Jospeh Ratzinger, „nicht als Missbrauchstäter im eigentlichen Sinn“. Es sei nur zum „Entblößen des eigenen Geschlechtsteiles vor vorpubertären Mädchen und zur Vornahme von Masturbationsbewegungen“ gekommen, nie zu einer Berührung.
Diese Sätze richten sich selbst und den Autor und zeigen die Welt des mittlerweile 94-Jährigen – mit dieser Uneinsichtigkeit, aber auch Gefühlskälte gegenüber den Opfern beschädigt sich der frühere Pontifex Maximus selbst und sein Lebenswerk, aber auch den gesamten Corpus der Kirche. Zu diesen Sichtweisen und Einstellungen muss Rom jetzt einen klaren Schlussstrich ziehen.
Auch und speziell wegen der vielen Gläubigen, die trotz solcher Auswüchse in den Pfarren den Alten ehrenamtlich zur Seite stehen, Flüchtlingskindern Gratis-Deutsch-Unterricht zukommen lassen, Arme unterstützen oder sich auf mannigfaltige Weise dafür engagieren, die Schöpfung, wie sie formulieren, zu retten. Sie sind tatsächlich das Salz dieser Erde und nicht wie andere das Salz in den Wunden der Missbrauchsopfer.
„Mea Maxima Culpa“ müsste es jetzt aus jeder Bischofskonferenz erschallen und natürlich aus dem Vatikan. Passiert das nicht schnell und laut, wäre es besser, im Petersdom das Licht auszuschalten, es hätte ohnehin keine Strahlkraft mehr.
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