Gegen den Takt der Tachinierer

Gegen den Takt der Tachinierer
Was ist jede/r bereit beizutragen, damit zivilgesellschaftliches Engagement nicht zum abgedroschenen Begriff verkommt?
Johanna  Hager

Johanna Hager

Vieles wird zusehends schlechter, anderes wegsehends nicht besser“, bringt es Helmut Qualtinger vor Jahrzehnten auf den Punkt.

Ob er dabei speziell Österreich oder generell die Welt vor Augen hatte – das sei dahingestellt, denn jetzt stehen wir in Österreich an einem Punkt, der einen Wendepunkt markiert. Dem sich aber kaum jemand öffentlichkeitswirksam und vor allem dauerhaft annehmen will und doch jeder und jede zu spüren bekommen wird.

Dann nämlich, wenn der Rettungswagen gerufen oder eine Altenbetreuung gebraucht wird, dies aber nicht mehr im gewohnten Maß möglich sein wird. Genau das aber wird passieren, weil Österreich die Zivildiener ausgehen – und das nicht einzig ob der demographischen Entwicklung.

Von den 36.989 Stellungspflichtigen (Jahrgang 2004) sind 16,9 % untauglich, 3,4 % vorübergehend untauglich. 1994 lag der Wert noch bei 10,7 %. Zeit und Zahlen zeigen: Die Jungen fehlen aus diversen Gründen langfristig bei Heer, Zivildienst und damit der Gesellschaft. Die 8.313 im ersten Halbjahr abgegebenen Zivildiensterklärungen decken den Bedarf zu 89,1 % . Die Bereiche mit den meisten Zivildienstzuweisungen wie Rettungswesen (41,3 % ), Sozial- und Behindertenhilfe (24,2 % ) und Altenbetreuung (12,4 % ) werden sich, wenn das so weitergeht, nach der Decke strecken müssen.

Da hilft auch die Zivildienstnovelle, die u. a. „System-Umgehern“ mit einem medizinischen Zweitgutachten entgegenwirken will, vorerst wenig. Und auch die Möglichkeit, im Zivildienst einen Papa-Monat zu nehmen, wird den Trend nicht verkehren. Das Problem liegt viel tiefer – inmitten der Gesellschaft.

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