"Die Dummheit, die zum Himmel schreit"

Sie kennen Rainhard Fendrichs „I am from Austria“ auswendig und damit auch die Passage „I kenn die Leit, i kenn die Ratten, die Dummheit, die zum Himmel schreit“. Letztgenannte dürfte nun in den Niederungen des Nationalratswahlkampfs endgültig ihre Echokammer gefunden haben.
Denn: Es ist unerklärlich, dass angesichts einer sukzessive schrumpfenden Wirtschaft (das reale Bruttoinlandsprodukt sank zum fünften Mal in Folge und liegt bei minus 0,6 %), einer konstant hohen Arbeitslosenrate (im August waren 352.200 Personen ohne Job und damit um 10 % mehr als im Vorjahresmonat), schlechter Laune in Führungsetagen (laut „CEO-Stimmungsbarometer“ glauben 81 Prozent nicht, dass sich der Wirtschaftsstandort Österreich in die richtige Richtung entwickelt) und eingedenk eines Nettofinanzierungssaldos von 13,7 Milliarden Euro niemand das Wort „Sparpaket“ laut ausspricht. Von der unbedingten Reform des Pensionssystems erst gar nicht zu reden, die einzig die Neos explizit nicht verschweigen.
Das alles ist nicht nur bemerkenswert. Es ist dreist, fahrlässig und lässt leider den Schluss zu, dass die wahlwerbenden Parteien die Bevölkerung teils für dumm verkaufen wollen. Denn ausgerechnet in einer Zeit, da Österreichs wichtigster Handelspartner Deutschland wirtschaftlich abschmiert, kleinere Brötchen backen muss, will beispielsweise die ÖVP den „Kuchen größer backen“.
Werksschließungen drohen
Der deutsche Wirtschaftsmotor stottert, was sich nicht zuletzt durch die drohenden Werksschließungen bei VW bemerkbar macht und Folgen für die heimische Autozulieferindustrie haben wird. Ob wir wollen oder nicht.
Aber nein, seit Österreich im Wahlkampfmodus ist, wird der oft bemühte Vergleich beider Volkswirtschaften („Wenn Deutschland einen Schnupfen hat, dann bekommt Österreich eine Grippe“) einfach ins Gegenteil verkehrt, weil die Zahlen noch anderes besagen. Noch.
Denn Österreich steuert auf eine Lungenentzündung zu. Diese abzufangen wird nicht gelingen, indem man unerprobte Kuchenrezepte als Allheilmittel verkauft. Und auch vermögensbezogene Steuern, für die die SPÖ wirbt, werden nicht zur vollständigen Genesung beitragen. Allein deshalb nicht, weil die infrage kommenden Partner – ÖVP und FPÖ – neue Steuern kategorisch ausschließen. Stattdessen wollen Volkspartei und Freiheitliche die fehlenden Milliarden im System selbst finden, deren Spitzen – Nehammer und Kickl – wollen aber jedenfalls nicht miteinander regieren.
Wer Wähler gewinnen will, muss Fakten nennen, sich zu ihnen und realistischen Konzepten bekennen und Kompromiss können, für Österreich den Gegenbeweis zu „Dei hohe Zeit is lang vorüber“ antreten.

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