Die Hölle, das sind die anderen. Um auf diesen Gedanken zu kommen, hätte es keine sozialen Medien gebraucht, selbst wenn die Plattformen diese Weltsicht auf eindrückliche Weise belegen. Ursprünglich waren ja Twitter & Co. nur als Entertainment gemeint (bzw. dem Gelddrucken gewidmet) – nichts in der Geschichte ist aber so zielgenau dafür geeignet, die Menschen aufeinander zornig zu machen. Der erstaunliche, auf bittere Art auch lustige Effekt daran ist: Jeder sitzt davor und denkt sich, er sei normal geblieben – und alle anderen seien verrückte Extremisten.
Das wäre egal, wenn die Sozialen Medien so etwas wie ein schmutziges Hobby wären, das man, etwas verschämt, in der Freizeit praktiziert. Sie sind aber leider viel mehr als das, da sie von Medien, Politik, Wirtschaft und Teilen der Bevölkerung mit einem öffentlichen Diskursraum verwechselt werden.
Die Demokratie, der Journalismus, der Umgang miteinander im Großen wie im Kleinen wurden gekapert. Und all das hat sich dem Geschäftsmodell der sozialen Medien unterworfen: Es zählt nur, was ohne Umschweife eine Emotion aktiviert. Jeder, der uns Menschen kennt, weiß: Das kann nicht gut gehen.
Dass sich der Betreiber einer solchen Plattform nun an den wiedergewählten US-Präsidenten ranschmeißt, ist ein Alarmsignal, das es eigentlich schon nicht mehr gebraucht hätte, um zu wissen: Die Demokratien müssen hier auf sich aufpassen. Sie drohen, in dem Strudel an Unsinn, Hass und von Russland und China mit Absicht propagiertem Misstrauen in die Institutionen unterzugehen.
Soeben haben sich einige der einflussreichsten Protagonisten der heimischen Medienbranche von Elon Musks Plattform Twitter verabschiedet. Mit viel Pomp und Melodramatik, nun ja.
Aber zu Recht: Die Plattform, reichweitenarmes Liebkind der Medienmacher, ist durch Musk ideologisiert und trägt seither vermehrt extrem rechte Ansichten und jene der Verschwörungsfanatiker in die Mitte. In den sozialen Medien haben sich viele vergiftet, junge, alte, auch viele jener, die integriert werden sollten und stattdessen in ihren Extremistenblasen verloren gehen.
Dass sich die FPÖ, die sich bisher darüber aufgeregt hat, dass Armin Wolf twittert, nun darüber aufregt, dass Wolf nicht mehr twittert, zeigt: Soziale Medien sind einzig und allein Aufregungsvorlagen für jene, die mit Aufregung ihr Geschäft machen.
Und das ist auch der Fehlschluss jener, die nun mit großer Geste Twitter in Richtung der Alternativplattform Bluesky verlassen haben: Auch die alternativen Plattformen sind keine öffentlichen Räume, in denen man Demokratien am Leben hält. Sondern permanent in Gefahr, Einfallstor für Extremismen zu werden. Auch dieser blaue Himmel wird rasch zur Hölle werden.
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